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10.09.2019 Nikolas Kessler

Commerzbank: Im Visier der Staatsanwaltschaft

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Commerzbank

Eine mögliche Verwicklung der Commerzbank in den „Cum-Ex“-Steuerskandal hat am Dienstagmorgen die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen. Medienberichte über eine Durchsuchung wurden inzwischen von der Behörde bestätigt. Wie reagiert die Coba-Aktie?

Nach Informationen des Handelsblatts waren Geschäftsräume des Instituts in Frankfurt das Ziel. Die Ermittler der Staatsanwaltschaft Köln haben der Zeitung zufolge den Verdacht, dass die Commerzbank am Handel mit großen Aktienpaketen rund um den Tag der Dividendenauszahlung beteiligt war – und zwar als Verkäufer von Aktienpaketen, die für den „Cum-Ex“-Handel verwendet wurden.

Bei solchen Geschäften nutzten Investoren eine Lücke im Gesetz, um den Staat über Jahre hinweg um Milliarden zu prellen. Rund um den Dividendenstichtag wurden Aktien mit („cum“) und ohne („ex“) Ausschüttungsanspruch zwischen mehreren Beteiligten hin- und hergeschoben. Am Ende war dem Fiskus nicht mehr klar, wem die Papiere gehörten. Finanzämter erstatteten Kapitalertragsteuern, die gar nicht gezahlt worden waren. Dem Staat entstand ein Milliardenschaden. 2012 wurde das Steuerschlupfloch geschlossen.

Nach jüngsten Zahlen des Bundesfinanzministeriums gehen Ermittler inzwischen 499 Verdachtsfällen mit einem Volumen von 5,5 Milliarden Euro nach. Davon seien bisher 2,4 Milliarden Euro an Kapitalertragsteuer erfolgreich zurückgefordert oder gar nicht erst ausgezahlt worden. Der tatsächliche Steuerschaden liegt Schätzungen zufolge weitaus höher.

Staatsanwaltschaft Köln gibt Gas

Diverse Staatsanwaltschaften ermitteln seit Jahren zu dem Komplex. Anfang September begann vor dem Bonner Landgericht der erste Strafprozess gegen zwei britische Wertpapierhändler. Bisher ist nicht höchstrichterlich geklärt, ob „Cum-Ex“-Geschäfte nur moralisch fragwürdig oder auch illegal waren. Der Bonner Prozess gilt in dieser Frage als wegweisend.

Rund um den Prozessauftakt hat die Kölner Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen nochmals intensiviert. Auch Büros der Deutsche-Börse-Tochter Clearstream wurden Ende August im Zusammenhang mit den „Cum-Ex“-Ermittlungen durchsucht.

Ein Sprecher der Commerzbank wollte sich unter Verweis auf laufende Ermittlungen nicht äußern. Er sicherte aber vollumfängliche Kooperation mit den Ermittlungsbehörden zu.

Commerzbank (WKN: CBK100)

Aktie steigt trotzdem

Die Anleger reagieren am Dienstag gelassen: Ungeachtet der Razzia notiert die Commerzbank-Aktie knapp 2,5 Prozent zu. Für Rückenwind sorgt dabei – ebenso wie bei der Deutschen Bank – die Hoffnung auf die Einführung von Staffelzinsen bei der EZB-Sitzung am Donnerstag (12. September). Diese könnten den vom Niedrigzins geplagten Instituten etwas Erleichterung verschaffen.

Trader können nach den jüngsten Kaufsignalen kurzfristig auf Anschlussgewinne spekulieren. Längerfristig orientierte Anleger sollten die Commerzbank-Aktie indes weiterhin meiden.

Mit Material von dpa-AFX.

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