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Foto: Deutsche Bank
06.09.2019 Nikolas Kessler

„Opfermentalität“: Deutsche Bank, Commerzbank & Co in der Kritik

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Deutsche Bank

Bei einer Fachtagung in Frankfurt haben Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und Bankenverband-Präsident Hans-Walter Peters in dieser Woche die Geldpolitik der EZB kritisiert. BaFin-Präsident Felix Hufeld geht das zu weit. Statt zu jammern sollten die Institute lieber nach Lösungen suchen.

„Wir sind zunehmend besorgt über das Niveau der Profitabilität“, sagte der Chefaufseher beim Banken-Gipfel des Handelsblatts. Doch während die Banken dafür gerne das anhaltende Niedrigzinsumfeld verantwortlich machen, sieht Hufeld die Geldinstitute selbst viel stärker in der Pflicht.

Auch ihm machten die Rahmenbedingungen für die Branche Sorgen. Doch das aktuelle Umfeld könne „niemand von uns weghexen“. Die Branche müsse damit „in irgendeiner Form leben“, zitiert das Handelsblatt den BaFin-Chef. Er sei ebenso besorgt, „wenn über dieses Thema seitens führender Vertreter der Bankenindustrie primär aus der Attitüde einer Opfermentalität gesprochen wird.“

Die Wurzel des Problems liegt anderswo

Mit seiner Kritik zielt Hufeld vor allem auf die hohe Abhängigkeit der hiesigen Banken von Zinserträgen. Überschüsse aus Zinsgeschäften machen laut Daten der Bundesbank rund 70 Prozent der Gesamterträge aus. Deutsche-Bank-Chef Sewing hatte zuvor die daraus resultierende Belastung für sein Institut vorgerechnet und einen Wettbewerbsnachteil gegenüber der US-Konkurrenz abgeleitet (DER AKTIONÄR berichtete).

Doch das greift nach Hufelds Einschätzung zu kurz. „Der entscheidende Punkt ist, dass der Ertragsmix der amerikanischen Banken zu über 60 Prozent auf Provisionserträgen beruhen.“ Das mache die US-Banken „signifikant geringer abhängig“ von der „Volatilität marktpolitischer Einflüsse“ wie der Geldpolitik.

Ein Lichtblick für die Banken

Immerhin: Die Aussicht auf anhaltend lockere Geldpolitik zwingt die Banken inzwischen zur Anpassung ihrer Geschäftsmodelle. Bei der Deutschen Bank wurden die längst überfälligen Reformen inzwischen angestoßen, die Commerzbank will im Herbst ein Strategie-Update präsentieren. Zudem können die Banken bei der kommenden EZB-Sitzung am 12. September zumindest auf leichte Verbesserungen hoffen – etwa durch die Einführung von Staffelzinsen.

Deutsche Bank (WKN: 514000)

Diese Hoffnung hat in den letzten Tagen dazu beigetragen, dass sich die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank von ihren jüngsten Tiefs lösen konnten. Trader können bei der Deutschen Bank auf eine Fortsetzung der Gegenbewegung setzen. Langfristig orientierte Anleger sollten indes die Füße stillhalten. Die Commerzbank-Aktie steht derzeit nicht auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR. 

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