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09.03.2021 Jochen Kauper

Borussia Dortmund-Finanzvorstand Thomas Treß: „Unsere Aktie notiert klar unter dem eigentlichen Wert“

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Borussia Dortmund

Im Zuge der stetig - wenn auch zu langsam - fortschreitenden Impfungen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass in der Saison 2021/22 die Fußballstadien endlich wieder mit Zuschauern gefüllt werden dürfen. Die Aktie von Borussia Dortmund ist demnach eine spannende Comeback-Wette, wenngleich der BVB aktuelle etwas den Erwartungen hinterherhinkt. DER AKTIONÄR hat mit dem BVB-Finanzvorstand Thomas Treß über die aktuelle Situation gesprochen.


DER AKTIONÄR: Herr Treß aktuell ist der BVB in der Bundesliga derzeit „nur“ auf Rang 5. Aus finanzieller Sicht ist das Erreichen der Champions League aber ein extrem wichtiges Thema – haben Sie mit einer so starken Performance von Frankfurt und Wolfsburg gerechnet?


Thomas Treß: Es gibt in Deutschland immer wieder solche Überraschungen, das macht die Bundesliga auch spannend. Entscheidend ist aber, wie es nach 34.Spieltagen aussehen wird, und wir sind davon überzeugt am Ende unter den ersten vier Klubs zu sein.

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Wäre es für den BVB der Worst Case in der laufenden Saison, sofern man die Champions League nicht erreichen würde?


Das wäre sicherlich ein Betriebsunfall – nicht mehr und nicht weniger.

Hans-Joachim Watzke hat zuletzt geäußert, dass man aufgrund der Pandemie und der dadurch fehlenden Zuschauer auch darüber nachdenken müsse, den einen oder anderen einen Spieler abzugeben…


Sicherlich kann man es nicht komplett ausschließen, dass man im Transferbereich etwas zu tun wird, wenn wir die Champions League nicht erreichen. Die Finanzstabilität von Borussia Dortmund wäre aber auch in einem Euro League-Szenario ohne größere Transfers nicht gefährdet. Auch für diesen Fall verfügt Borussia Dortmund über ausreichende Finanzreserven und kann auch durch weitere Maßnahmen kostenseitig gegensteuern.

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Bleiben wir bei der Kapitalbeschaffung: Hier hat sich der BVB auf der letzten Hauptversammlung einen Kapitalrahmen über bis zu 18,4 Millionen neuen Aktien genehmigen lassen…


Unser bisheriges genehmigtes Kapital war im November 2019 ausgelaufen. Daher haben wir uns eine neue Ermächtigung für fünf Jahre eingeholt, um ggf. eine Kapitalmaßnahme durchzuführen. Das ist ein wichtiges Instrument, um als Unternehmen flexibel auf Herausforderungen reagieren zu können. Konkrete Pläne, das genehmigte Kapital auszunutzen, liegen derzeit aber nicht vor. Auch das 2014 genehmigte und 2019 ausgelaufene genehmigte Kapital hatten wir nicht genutzt..

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Wie lange ist die Situation, komplett ohne Zuschauer zu spielen, für den BVB noch zu stemmen?


Der Fußball lebt von der Emotionalität, von den Fans und von vollen Stadien. Sollte die Pandemie doch noch länger als derzeit zu erwarten andauern, so könnte es durchaus sein, dass sich viele Menschen auch anderen Dingen als dem Fußball zuwenden werden. Wir möchten auch nach der Pandemie wieder vor vollen Rängen spielen. Borussia Dortmund verfügt übrigens über eine sehr lange Dauerkarten-Warteliste.

In finanzieller Hinsicht wäre natürlich ein deutlich länger andauernder Wegfall der kompletten Zuschauereinnahmen über 2021 hinaus auch für den BVB eine Herausforderung. Aber das scheint mir kein realistisches Szenario.

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Nachdem die TV-Einnahmen über Jahre hinweg praktisch nur gestiegen sind, gab es nun erste Rückgänge. Wann erwarten Sie, dass es wieder nach oben geht?

Die DFL hat zuletzt bei den TV-Rechten 4,4 Milliarden nach zuvor 4,64 Milliarden Euro eingenommen. Bedeutet also ab Juli für die nächsten vier Jahre vertraglich fixiert auf nationale Ebene ein durchschnittliches Minus bei den TV-Erlösen von 5 Prozent.

In der Auslandsvermarktung hat man einen deutlich höheren Rückschlag hinnehmen müssen. Aus dem asiatischen und dem arabischen Raum sind Zahlungen ausgeblieben. Das wird sich sicherlich nach oben erholen, sofern eine Normalisierung der Situation eintritt.

Der Rest wird sich durch die sportliche Entwicklung und die internationale Präsenz der Bundesliga ergeben. National werden sich die Summen Auf Sicht bestimmt wieder nach oben bewegen, wobei es nicht solche Sprünge und Summen wie in England geben wird.
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Hat die Prognose unter den aktuellen Bedingungen für das Gesamtjahr noch immer Bestand?


Im Geschäftsbericht 2019/20 haben wir eine Ergebnisschätzung für das Geschäftsjahr 2020/2021 unter hoher Unsicherheit abgegeben, die zu einem Fehlbetrag zwischen 70 und 75 Millionen Euro führte. Eine belastbare Ergebnisprognose können wir aber auch heute nicht abgeben. Dafür gibt es einfach noch zu viele mögliche Szenarien, was die sportliche Entwicklung in den verschiedenen Wettbewerben, die weitere Pandemieentwicklung und den Transfermarkt betrifft.

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Der BVB ist bislang gut durch die Krise gekommen. Dennoch: was kostet dem BVB ein Spiel ohne Fans?

Jedes Geisterspiel kostet 2,5 bis 3,0 Millionen Euro Ergebnis.

Herr Treß, die BVB-Aktie hat schon deutlich höhere Kurse gesehen. Wie beurteilen sie die Lage und einen Kurs um 5,60 Euro?


Ich glaube, dass unsere Aktie klar unter dem eigentlichen Wert notiert. Seit Februar 2020 als die Aktie noch bei über 9 Euro notierte, haben wir rund 370 Millionen Euro an Marktkapitalisierung eingebüßt. Das ist nicht ansatzweise mit den aufgrund der Corona-Pandemie erwartbaren Verlusten zu rechtfertigen.

Wenn man den Substanzwert betrachtet, bestehend aus den stillen Reserven im Kader, dem in der Bilanz nicht erfassten Markenwert von Borussia Dortmund und das Buch-Eigenkapital, dann kommt man über eine Milliarde Euro. Der Börsenwert beträgt derzeit rund 525 Millionen Euro.


Herr Treß, vielen Dank für das Gespräch!

Borussia Dortmund (WKN: 549309)

Fazit: Die BVB-Aktie notiert aktuell noch immer rund 40 Prozent unter ihrem Vor-Corona-Niveau. Auf der anderen Seite steigen die Chancen, dass ab der kommenden Saison wieder vor Zuschauern gekickt werden darf. Wichtig wäre die direkte Qualifikation für die Champions League. Mutige Anleger greifen zu.

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