Seit einigen Wochen beunruhigen Gerüchte über eine nahende Erdbeben-Katastrophe in Südost-Asien viele Verbraucher. Mittlerweile stornieren vor allem asiatische Touristen ihre Reisen nach Japan, zwei Airlines streichen gar ihre Flüge nach Nippon. Hinter der Angst steckt die Prophezeiung einer japanischen Manga-Zeichnerin.
Die Manga-Zeichnerin Ryo Tatsuki hat in ihren Comics bereits mehrere verheerende Katastrophen vorausgesagt. Die nächste soll nun Anfang Juli in oder nahe Japan stattfinden. Was sich nach einem Sommerloch-Thema anhört, sorgt mittlerweile für ernste Konsequenzen bei Airlines und Tourismus. Japans Behörden plädieren bislang vergeblich.
Seit den 1980er Jahren hat die heute 70-jährige Tatsuki Hunderte ihrer Träume aufgezeichnet, von denen viele von Feuer, Wellen und Tod handeln. Im Jahr 1999 veröffentlichte sie "The Future I Saw", einen Manga, der einige Vorhersagen enthielt, die sich tatsächlich bewahrheiteten. Vor allem nachdem sie auf dem Cover ihres Mangas auch auf eine große Katastrophe im März 2011 explizit hingewiesen wurde, erlangte sie Bekanntheit. Damals sorgte tatsächlich ein großes Erdbeben vor der japanischen Ostküste für einen Tsunami und die Atom-Katastrophe von Fukushima.

Heute ist sie als „japanische Baba Wanga“ bekannt und reiht sich ein in die Riege unheimlicher Visionäre wie Nostradamus. Baba Wanga war eine blinde bulgarische Hellseherin, die im Jahre 1996 im Alter von 85 Jahren verstarb. Die "Seherin von Petritsch" prophezeite noch zu Lebzeiten beispielsweise den Tod von Prinzessin Diana und Freddie Mercury, den Zusammenbruch der Sowjetunion sowie die Terroranschläge vom 11. September 2001.

Die "neue Baba Vanga", wie Tatsuki mittlerweile genannt wird, behauptete dann im Jahr 2021 in einer aktualisierten Version ihres Buches, dass "die wahre Katastrophe" im Juli 2025 eintreten werde, was Fans und Liebhaber in ganz Ostasien in Aufruhr versetzte. Konkret sagte Tatsuki voraus, dass Japan am 5. Juli 2025 von einer "großen Katastrophe" heimgesucht werden würde.
Tatsukis Theorie hat in den vergangenen Monaten im Internet großen Anklang gefunden. Der Hashtag #July5Disaster trendete in vielen Regionen Asiens. Posts und Videos in den sozialen Medien, die vor einem möglichen schweren Erdbeben warnen, wurden millionenfach aufgerufen, unter anderem in Hongkong, China, Taiwan und Südkorea – allesamt Länder, die im vergangenen Jahr zu den fünf wichtigsten Tourismus-Märkten Japans gehörten. Auch seriöse Medien wie die Washington Post oder The Economic Times berichteten über die Katastrophen-Prognose.
Reise-Buchungen nach Japan brechen ein
Laut Bloomberg Intelligence haben die Gerüchte über das bevorstehende Beben Auswirkungen auf die Buchungen bei Fluggesellschaften. Ins Südkorea und Taiwan, aber vor allem in Hongkong sind die durchschnittlichen Buchungen für Reisen nach Japan im Vergleich zum Vorjahr bereits im April und Mai um 50 Prozent zurück gegangen. Die Buchungen für Reisen zwischen Ende Juni und Anfang Juli sind sogar um 83 Prozent eingebrochen.
Ein Reisebüro in Hongkong erklärte, der Manga wirke sich auf die Urlaubspläne der Menschen aus. Die chinesischen Fluggesellschaften Greater Bay Airlines und Hong Kong Airlines reduzierten ihren Flugverkehr nach Japan deutlich. Letztere strich für Juli und August gar sämtliche Flüge ins südöstliche Japan.
Japans Behörden sind alarmiert. Yoshihiro Murai, der Gouverneur von Miyagi – einer der drei Präfekturen, die von der Katastrophe 2011 am stärksten betroffen waren – sagte, die Gerüchte hätten begonnen, den Tourismus nach Japan zu beeinträchtigen.
Mega-Beben kommt
Jetzt bemühen sich die japanischen Behörden, die Katastrophen-Gerüchte zu zerstreuen und die Panik zu beenden. "Es ist wissenschaftlich unmöglich, Erdbeben durch Angabe des Datums, des Ortes oder der Stärke vorherzusagen", sagte Ryoichi Nomura, der Leiter der Japanischen Meteorologischen Agentur, auf einer Pressekonferenz im Mai. Daher seien alle Behauptungen, die solche spezifischen Vorhersagen suggerieren, völlig falsch und sollten als Fehlinformationen betrachtet werden.
Allerdings hat die japanische Regierung selbst ebenfalls vor einem möglichen Megabeben gewarnt, das in den nächsten 30 Jahren einen starken Tsunami auslösen könnte. Nach dem Erdbeben der Stärke 7,1 im August 2024 gab die Japanische Meteorologische Agentur eine erste Warnung vor einem 'Megabeben' in der Nähe des Nankai-Grabens heraus, einem unterseeischen Trog, der eine erhebliche geologische Spannung aufweist.

Im Januar dann schätzte eine Arbeitsgruppe der Regierung ein, dass die Wahrscheinlichkeit eines Erdbebens der Stärke 8 oder 9 im Nankai-Graben innerhalb der nächsten 30 Jahre bei etwa 80 Prozent liegt.
Beunruhigend ist zudem, dass auch die echte Baba Wanga für das Jahr 2025 ein verheerendes Erdbeben vorausgesagt hat. Wie das britische Newsportal joe.co.uk bereits im September 2024 berichtete, solle es zudem zu einem "großer Krieg zwischen zwei Ländern kommen, der Auswirkungen auf die ganze Welt hat". Klingt ein wenig nach Israel und Iran…
Bei aller Schwarzmalerei: Die Vorhersagen der Hellseherin sind längst nicht alle eingetreten. So hatte Baba Wanga beispielsweise den Ausbruch des Dritten Weltkrieges für 2010 vorhergesagt, und auch der Tod von Wladimir Putin, den sie für 2024 prophezeit hatte, trat nicht ein.
Die Rückgänge im japanischen Tourismus wirken sich derzeit lediglich auf die Unternehmen im fernen Osten aus. Sollte es jedoch tatsächlich zu einem verheerenden Erdbeben vor der Küste Japans kommen, würden die wirtschaftlichen Auswirkungen wohl global spürbar. Wie bereits bei anderen großen Naturkatastrophen sind diese jedoch zeitlich begrenzt. Handlungsbedarf für Europas Aktionäre besteht daher wohl nicht.
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