Höher, besser, Amazon! Der Kursanstieg des E-Commerce-Riesen ist atemberaubend. Allein im laufenden Jahr beträgt das Plus 48 Prozent. Aktuell notiert die Amazon-Aktie nahe des Rekordhochs. Und genau hier liegt das Problem.
Kommt jetzt die Korrektur?
DER AKTIONÄR macht aus seiner grundsätzlich positiven Einschätzung des amerikanischen Internetkonzerns schon lange kein Geheimnis. Die Aktie zählt zu den Dauerrennern der Redaktion und weist seit der letzten großen (seither folgten viele kleinere) Kaufempfehlung im September 2015 eine Performance jenseits der 200 Prozent auf.
Es hat den Anschein, dass Firmengründer und Chef-Visionär Jeff Bezos nichts falsch machen kann, egal was er bei Amazon anfasst: Prime, Streaming, Cloud, KI – alles Volltreffer! Dass die ersten Rezessionen über den brandneuen Fire Cube eher Jubelschriften gleicht denn ernsthaften Testberichten, passt da ins Bild.
Die Aktie läuft derweil wie an der Schnur gezogen nach oben und fräst in schöner Regelmäßigkeit neue Allzeithochs in die Anzeigetafeln.
Auf dem aktuellen Niveau bei 1.730 Dollar beträgt die Marktkapitalisierung unfassbare 840 Milliarden Dollar. Damit ist Amazon eines der fünf wertvollsten Unternehmen auf dem Planeten.
Wo also liegt das Problem und weshalb sollte die Aktie gerade jetzt korrigieren?
51 Analysten folgen dem Unternehmen, davon bewerten 47 Amazon mit "Buy". Das Short-Interest, also der Prozentsatz der im Freefloat befindlichen Aktien, die leer verkauft wurden, beträgt kaum nennenswerte 1,2 Prozent (Quelle: Bloomberg).
Mit anderen Worten: Jeder, der Amazon-Aktien kaufen wollte, besitzt auch welche! Fonds, Pensionskassen, Aktien-Clubs: Sie alle halten Amazon-Aktien. Woher sollen die Impulse kommen, um neue Investoren anzulocken?
Ein weiterer Faktor: Der Handelskrieg zwischen den USA und China lastet immer stärker auf der Stimmung der Investoren und sorgt für beständige Unruhe an den Börsen. Ach ja und saisonal sieht es derzeit auch nicht gerade prickelnd aus, jetzt, im Sommer und mit den Q2-Zahlen noch mindestens 3-4 Wochen in der Ferne.
Der überzeugendste Grund für eine Kurskorrektur bei Amazon liefer jedoch der Chart:
Wie sich unschwer erkennen lässt, läuft auch Amazon nicht immer nur nach oben. In den vergangenen 30 Monaten kam es zu einigen Rücksetzern, die mal mehr, mal weniger an den Nerven der Anleger zehrten. Im März 2018 etwa fiel der Kurs von 1.615 auf 1.355 Dollar, übringens, nachdem er ein Rekordhoch erreicht hatte.
Um es klar zu sagen: Es geht nicht darum, den Untergang des Unternehmens vorherzusagen, sondern lediglich um den Hinweis auf eine möglicherweise bevorstehende Korrektur (Sie können es auch Rücksetzer nennen, wenn das weniger martialisch klingt).
Also, alles verkaufen? Nicht zwingend. Wem das aktuelle Umfeld zu unsicher erscheint, kann auch mit einem Put seine Position im Depot vorübergehend absichern. Der von uns gewählte Optionsschein (WKN MF49RG) auf einen Kursrückgang hat einen Basispreis von 1.750 Dollar und ist damit bereits leicht im Geld. Das Bezugsverhältnis beträgt 0,01 und der Bewertungstag ist mit dem 19. September 2018 absehbar.
Daten Amazon-Put
Typ | Put |
Basispreis | 1750 US-$ |
Omega | 8,406 |
Aufgeld | 3,78% |
Implizite Volatilität | 26,04% |
Letzter Handelstag | 19.09.2018 |
Bewertungstag | 19.09.2018 |
Fälligkeitstag | 26.09.2018 |
Restlaufzeit | 88 Tage |
Emittent | Morgan Stanley |
Aktuell kostet ein Put OS 0,88 Euro (Brief). Fällt der Kurs von Amazon beispielsweise bis Ende Juli auf 1.600 Dollar – der Abschlag entspricht einem Minus von rund 8 Prozent – steigt der Kurs des Put auf 1,40 Euro.
Fazit: Langfristig dürfte der Kurs der Amazon-Aktie deutlich höher notieren, kurzfristig überwiegen allerdings die Risiken. Anleger, die das Szenario "spielen" oder ihr Depot absichern wollen, sollten den genannten Put ins Auge fassen!