Die Alphabet-Sparte Waymo schickt ihre selbstfahrenden Autos in den USA erstmals vom Stadtverkehr auf die Autobahn – ein Gamechanger für Skalierung und Marktgröße. Gegen Alphabet, das sich mit Waymo das nächste Standbein neben dem Kerngeschäft mit Werbung und Cloud aufbaut, wirkt das Robotaxi-Versprechen von Tesla immer blasser.
Wie am Mittwoch bekannt wurde, sollen die autonomen Fahrzeuge von Waymo ab sofort mit 100 km/h und mehr über die Autobahnen in den Regionen San Francisco, Los Angeles und Phoenix fahren – und zwar immer dann, wenn die Autobahnstrecken schneller und effizienter als alternative Routen sind. Die Highway-Fahrten werden zunächst für Early-Access-Nutzer verfügbar sein. Mittelfristig ist die Ausweitung auf alle Nutzer und Regionen geplant.
Waymo ist das einzige Unternehmen in den USA, das einen vollständig autonomen Robotaxi-Service ohne Sicherheitsfahrer kommerziell betreibt. Mit einer über 1.500 Fahrzeugen starken Flotte werden derzeit wöchentlich 250.000 Fahrten durchgeführt. 2026 sollen es schon eine Million pro Woche sein.
Immenses Potenzial
Der Wechsel auf die Autobahn ist der nächste entscheidende Schritt, um den Robotaxi-Dienst zu skalieren und den adressierbaren Markt massiv zu vergrößern. „Vollautonomes Fahren auf Autobahnen ist eine enorme ingenieurtechnische Leistung. Es klingt simpel, ist aber schwer umzusetzen“, erklärte Dmitri Dolgov, Co-CEO bei Waymo. Der Schritt zeige daher, wie ausgereift die Technologie und der Betrieb von Waymo inzwischen sind.
Laut der Prognose von Fortune Business Insights wird der globale Robotaxi-Markt bis 2031 auf über 118 Milliarden Dollar wachsen – bei einer jährlichen Wachstumsrate von rund 80 Prozent. In den USA allein wird innerhalb der nächsten zwei Jahre ein Marktvolumen von 3,3 Milliarden Dollar erwartet.
Waymo baut seinen Dienst aktuell rasant aus: Neue Rollouts in San Diego, Las Vegas und Detroit, Integration in die Ride-Hailing-Plattformen Uber und Lyft, Essenslieferungen über DoorDash und nicht zuletzt der internationale Start von Waymo-Fahrten in Tokio und London. Während Waymo die Schlagzahl erhöht, gerät Tesla zunehmend ins Hintertreffen. Zwar laufen die ersten autonomen Fahrten des E-Auto-Pioniers in Austin, Texas – jedoch nur in kleiner Stückzahl und stets mit einem Sicherheitsfahrer auf dem Beifahrersitz. Dabei lebt die Kursfantasie bei Tesla nach wie vor stark von der Robotaxi-Story.
Wachstumstreiber Waymo?
Mit dem Schritt auf die Autobahn erschließt Waymo zudem ein wirtschaftlich attraktiveres Terrain: Bei höherer Durchschnittsgeschwindigkeit und effizienterer Streckenführung lassen sich die autonomen Flotten besser auslasten. Die Folge: sinkende Kosten pro Kilometer und ein weitaus höheres Margenpotenzial als bei klassischem Ride-Hailing mit menschlichen Fahrern.
Noch macht Waymo einen verschwindend kleinen Teil der Alphabet-Umsätze aus. 88 Prozent des Gesamterlöses entfielen im vergangenen Jahr auf die Sparten Google Advertising und Google Cloud. Doch die Vorstöße der Robotaxi-Sparte könnten langfristig einen weiteren Wachstumspfad für Alphabet ausbauen: Waymo als globale Mobilitätsplattform mit vollautonomer Infrastruktur.
Waymo erreicht den nächsten Meilenstein im Zukunftsmarkt autonomes Fahren und untermauert damit seinen Status als weltweit führender Robotaxi-Dienst. Für den Mutterkonzern Alphabet läuft es ohnehin prächtig. Die kürzlich veröffentlichten Quartalszahlen zeigten, dass das Kerngeschäft weiter hochprofitabel ist. Seitdem markiert die Aktie beinahe täglich neue Höchststände und liegt seit der Neuempfehlung des AKTIONÄR Mitte April gut 80 Prozent im Plus.
13.11.2025, 14:20