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ProSiebenSat.1: Berlusconi-Clan überraschend gescheitert

ProSiebenSat.1: Berlusconi-Clan überraschend gescheitert
Foto: pa/ Sportphoto24/ Marco Canoniero
ProSiebenSat.1 Media AG -%
Martin Mrowka 18.08.2025, 14:23 Martin Mrowka

Das Ringen um die deutsche Medien-Holding ProSiebenSat.1 geht in die Verlängerung. Wider Erwarten hat der italienische Medienkonzern Media For Europe (MFE) mit seinem Übernahmeangebot die benötigte Mehrheit verfehlt – vorerst. Die Aktie von ProSiebenSat.1 gehört am Montag zu den größeren Gewinnern im SDAX. Was noch folgen könnte. 

Das italienische Unternehmen Media for Europe (MFE), das den Kindern des 2023 gestorbenen früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi gehört, hat in der Bieterschlacht um den deutschen Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 (P7S1) die angestrebte Aktienmehrheit zum Stichtag überraschend verfehlt. 

Das Unternehmen hält laut aktueller Pflichtveröffentlichung mit Stand vom 13. August nunmehr rund 43,6 Prozent an der ProSiebenSat.1 Media SE. Die Berlusconis kaufen aber auch weiterhin noch Anteile an. In einer Nachfrist können Aktionäre ihre Aktien noch bis zum 1. September MFE andienen. 

Zweiwöchige Nachfrist

Der Konzern mit CEO Pier Silvio Berlusconi an der Spitze (Foto) will eine europäische Sendergruppe aufbauen. Kartellrechtlich gibt es keine Hürden für den Deal. Die Übernahme wurde bereits 2023 der Europäischen Kommission sowie 2024 der Bundeswettbewerbsbehörde zur Prüfung vorgelegt. Damals hatten die Berlusconis die Grenze von 25 Prozent überschritten. 

MFE hatte sein zuvor sehr niedriges Übernahme-Angebot Ende Juli erhöht. Vorstand und Aufsichtsrat der ProSiebenSat.1 Media SE hatten wenige Tage später ihren anfänglichen Widerstand gegen die Transaktion aufgegeben und den Aktionären das MFE-Angebot als "angemessen" zur Annahme empfohlen. Das eigentliche Angebot war am 13. August abgelaufen. Nun beginnt eine zweiwöchige Nachfrist. Voraussichtlich am 4. September wird erneut dann Bilanz gezogen, ob die angestrebte absolute Mehrheit erreicht wurde. 

PPF-Anteil unter 20 Prozent

Der tschechische Finanzinvestor PPF hatte den Aktionären ebenfalls eine Offerte gemacht, diese aber im Gegensatz zum Berlusconi-Konzern zuletzt nicht mehr erhöht. Am Montag-Mittag wurde bekannt: PPF hält nach seinem Übernahmeangebot nun 18,41 Prozent der Anteile an P7S1. Am Meldestichtag beläuft sich die Gesamtzahl der von PPF gehaltenen Anteile demnach auf 42.885.870 ProSiebenSat.1-Aktien (siehe Meldung). Die Tschechen hatten gehofft, wenigstens auf 20 Prozent zu kommen. 

In der vergangenen Woche hatte auch der Finanzinvestor General Atlantic das Übernahmeangebot von MFE für ProSiebenSat.1 ausgeschlagen und sein Aktienpaket stattdessen PPF angedient. General Atlantic habe für seinen Anteil von rund 2,4 Prozent an dem bayerischen Fernsehkonzern das Bar-Angebot von PPF angenommen, hatten zwei mit der Transaktion vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag gesagt. 

Mit der Annahme des Barangebots von PPF in Höhe von 7,00 Euro pro Aktie für ProSieben widersetzte sich General Atlantic der Empfehlung des ProSieben-Managements, das höhere Konkurrenzangebot von MFE-MediaForEurope anzunehmen, das teilweise in MFE-Aktien bezahlt werden würde. P7S1 erklärte, dass das auf gut 8 Euro verbesserte Angebot von MFE, das das Unternehmen mit rund 1,8 Milliarden Euro bewertet, das anhaltende Engagement der Italiener zeige und jährliche Einsparungen in Höhe von 150 Millionen Euro ermöglichen könnte. – Interessante Randnotiz: Femke von Bentveld, die Ehefrau des P7S1-CEO Hubertus Habets, hat am 11. August ein Aktienpaket verkauft – über die Börse zum Kurs von 7,90 Euro. Es hatte einen Wert von 12.640 Euro. 

Dennoch dürfte der PPF-Anteil nun eine Herausforderung für den konkurrierenden Bieter MFE darstellen. Über Jahrzehnte hatte der Patriarch Silvio Berlusconi seinen Medienkonzern genutzt, um seine politische Karriere und die von ihm gegründete Partei Forza Italia zu fördern. Die Berlusconi-Kinder sind bislang nicht in die Politik eingestiegen, stehen der Partei aber nach wie vor nahe. 

Am Montag steigt der Kurs der ProSiebenSat.1-Aktie im Xetra-Handel zeitweilig auf 7,95 Euro (siehe Chart) und liegt damit noch leicht unter dem MFE-Angebot. Die MFE-B-Anteile schwächeln hingegen und notieren am frühen Nachmittag an der Börse Mailand bei 3,93 Euro gut ein Prozent unter Freitagsschluss. 

ProSiebenSat.1 Media (WKN: PSM777)

Das Interesse von MFE an ProSiebenSat.1 ist Teil der Pläne, ein europäisches Fernsehunternehmen zu gründen, um US-Streaming-Giganten wie Netflix und Amazon Prime herauszufordern. MFE ist bereits stark im italienischen und spanischen TV- und Streaming-Markt engagiert, mit P7S1 wolle man den Fuß in den deutschen Markt setzen. Ob das dem Münchener Konzern langfristig guttut, muss sich erst noch erweisen. 

Kurzfristig dürften die Käufe der Italiener ein Absacken der Aktie verhindern. Wenn diese Nachkauf-Fantasie nach zwei Wochen aus dem Markt heraus ist, muss wohl mit schwächeren ProSieben-Kursen gerechnet werden. – ProSiebenSat.1 ist keine laufende Empfehlung von DER AKTIONÄR. 

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: ProSiebenSat.1 Media AG.

Enthält Material von dpa-AFX

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