Der US-Börsenbetreiber Nasdaq will das Fundament des Aktienhandels revolutionieren und stößt die Tür zur Tokenisierung weit auf. Ein Vorstoß bei der US-Börsenaufsicht SEC könnte die Blockchain-Technologie endgültig aus der Krypto-Nische in das Herz der Finanzwelt katapultieren. Für Anleger könnten sich dadurch völlig neue Möglichkeiten ergeben.
In einem am heutigen Montag eingereichten Antrag fordert die Nasdaq von der SEC grünes Licht für eine entscheidende Regeländerung. Ziel ist es, tokenisierte Versionen von Aktien direkt an regulierten Börsenplätzen handelbar zu machen. Kern des Vorhabens ist die Anpassung fundamentaler Definitionen, einschließlich der Frage, was rechtlich als Wertpapier gilt. Sollte die SEC dem Antrag nach einer öffentlichen Kommentierungsphase zustimmen, wäre der Weg frei für einen der größten Praxistests der Blockchain-Technologie im amerikanischen Aktienmarkt.
Die Nasdaq hat dabei bereits eine klare Vorstellung: Tokenisierte Aktien sollen unter denselben Regeln für Ausführung und Dokumentation gehandelt werden wie ihre traditionellen Pendants, solange sie die gleichen Aktionärsrechte verbriefen. Eine klare Kennzeichnung als „tokenisiertes Asset“ soll zudem sicherstellen, dass alle Marktteilnehmer, inklusive der zentralen Abwicklungsstelle Depository Trust Company (DTC), die Orders korrekt verarbeiten können.
Mehr als nur Technik
Die Vorteile liegen für die Befürworter auf der Hand: Die Blockchain-Technologie verspricht nicht nur eine höhere Liquidität und die einfachere Aufteilung von Anteilen (Fractional Ownership), sondern könnte auch den Handel rund um die Uhr ermöglichen – Schluss mit Börsenpausen über Nacht oder an Feiertagen. Theoretisch könnten Trades nahezu in Echtzeit abgewickelt werden, was die traditionellen und oft schwerfälligen Intermediäre überflüssig machen würde.
Traditionelle Finanzwelt auf dem Vormarsch
Der Vorstoß der Nasdaq kommt nicht von ungefähr. Immer mehr etablierte Finanzgiganten drängen in den Sektor der digitalen Vermögenswerte. Namen wie BlackRock, Franklin Templeton und KKR haben bereits Projekte zur Tokenisierung von Fondsanteilen gestartet. Gleichzeitig signalisiert die US-Politik unter dem neuen SEC-Vorsitzenden Paul Atkins eine wachsende Offenheit für Krypto-Innovationen.
Bislang wurden tokenisierte Aktien meist von Drittanbietern und nicht von den Unternehmen selbst ausgegeben, was bereits zu Problemen führte. So warnte etwa das KI-Unternehmen OpenAI Anleger vor dem Handel mit tokenisierten OpenAI-Aktien auf Plattformen wie Robinhood, da diese nicht vom Unternehmen autorisiert seien und keine echten Firmenanteile darstellten.
Genau hier will die Nasdaq ansetzen und den Emittenten die Kontrolle zurückgeben. „Nasdaq ist der Ansicht, dass die Tokenisierung von Wertpapieren nicht in einer Weise erfolgen sollte, die Emittenten die Möglichkeit nimmt, zu bestimmen, wo und wie ihre Aktien gehandelt werden“, heißt es in dem Antrag.
Der Schritt der Nasdaq ist mutig, aber folgerichtig. Während die Debatte über den Nutzen der Blockchain-Technologie tobt, schafft der Börsenbetreiber Fakten und will die Technologie dort einsetzen, wo sie den größten Mehrwert verspricht – im Kern des Finanzsystems. Anleger setzen daher auf die Mutter aller Blockchains und Kryptowährungen: Bitcoin selbst.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.
08.09.2025, 15:10