Viele hatten auf einen goldenen Krypto-Herbst gesetzt, doch der erhoffte „Uptober“ entpuppte sich als herbe Enttäuschung. Nach einem fulminanten Start mit neuem Allzeithoch stürzte Bitcoin ab und erlebte den schwächsten Oktober seit Jahren. Doch wie kam es überhaupt soweit?
Zuletzt notierte Bitcoin bei rund 107.000 Dollar und damit rund 15 Prozent unter seinem Rekordhoch von 126.199 Dollar, das er noch am 6. Oktober markiert hatte. Auf Monatssicht stand im Oktober ein Minus von rund fünf Prozent in den Büchern. Was nach wenig klingt, ist für den historisch starken Oktober ein Dämpfer. Der Monat beendete eine sechsjährige Gewinnsträhne und widersprach dem langjährigen Trend: Laut Daten von CoinGlass brachte der Oktober Anlegern in der Vergangenheit durchschnittliche Renditen von fast 20 Prozent. Im Jahr 2021 waren es sogar satte 40 Prozent Plus.
Der Grund für die Trendwende: ein raues makroökonomisches Klima. Die Hoffnung der Anleger auf eine Zinssenkung im Dezember durch die US-Notenbank Fed zerschlug sich. Fed-Chef Jerome Powell bezeichnete einen solchen Schritt als „keineswegs ausgemachte Sache“ und schickte damit Risiko-Assets wie Kryptowährungen auf Talfahrt. Zeitweise fiel der Bitcoin-Kurs unter die Marke von 106.000 Dollar.
Auch der wieder eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China drückte auf die Kurse. Die Nervosität im Markt war greifbar: Anleger liquidierten Positionen im Wert von über 19 Milliarden Dollar – fast 90 Prozent davon waren Long-Positionen, die auf steigende Kurse spekuliert hatten.
„Die negativen Oktober-Renditen sind auf das Zusammenspiel von drei Faktoren zurückzuführen: ein makroökonomischer Schock, eine fragile interne Marktstruktur und eine verhaltene geldpolitische Reaktion“, analysiert Juan Leon, Senior Investment Strategist bei Bitwise.
Dieser Einschätzung schließt sich die Analystin Noelle Acheson an. In ihrem Newsletter „Crypto is Macro Now“ schreibt sie: „Die Neueinschätzung der Zinssenkungserwartungen belastet die Kryptopreise weiterhin.“ Bitcoin, so Acheson, sei als reines Stimmungsbarometer besonders anfällig für die Liquiditätsbedingungen. „Aktien haben Gewinne, Anleihen haben das Wirtschaftswachstum. Bitcoin hat das nicht. Es ist reines Sentiment.“ Zudem beobachtet sie Verkäufe von Langzeit-Investoren, die glauben, der Höhepunkt des vierjährigen Marktzyklus sei erreicht.
Dennoch gibt es Hoffnungsschimmer am Horizont. Zach Pandl, Head of Research bei Grayscale, verweist auf die erwartete Zulassung zahlreicher Krypto-ETFs durch die US-Börsenaufsicht SEC. „Da die Gesetzgebung für die Marktstruktur wieder auf Kurs ist und mehrere Altcoin-ETPs vor der Einführung stehen, gehen wir davon aus, dass der Rückschlag am Kryptomarkt nur von kurzer Dauer sein wird“, so Pandl gegenüber Decrypt.
Der rote Oktober war ein Dämpfer, aber kein fundamentaler Bruch. Während makroökonomische Störfeuer kurzfristig für Volatilität sorgen, werden im Hintergrund weiterhin Weichen gestellt. Anleger bleiben an Bord.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.
03.11.2025, 08:24