Der Goldpreis pendelt in den vergangenen Tagen und Wochen lustlos um die Marke von 1.950 Dollar. Auf den ersten Blick scheint das für Goldanleger ziemlich enttäuschend zu sein. Doch sieht man sich das Umfeld an, dann muss man konstatieren: Gold schlägt sich erstaunlich gut und bildet eine enorme Stärke angesichts einiger widriger Faktoren aus.
So hat beispielsweise die US-Notenbank Fed auf ihrer jüngsten Juni-Sitzung zwar eine Zinspause eingelegt, gleichzeitig aber erklärt, im laufenden Jahr werden zwei weitere Zinsanhebungen kommen. Das hat den Markt auf dem falschen Fuß erwischt. Bislang ging die Mehrzahl der Marktteilnehmer davon aus, dass eine Zinspause gleichzeitig auch ein Zins-Top markieren könnte. Einige rechneten schon im laufenden Jahr mit Zinssenkungen. Das scheint aber – zumindest Stand heute – zunächst einmal passe zu sein. Frühestens im kommenden Jahr dürften die Zinsen in den USA wieder sinken.
Dazu steigen die Renditen der US-Staatsanleihen seit Wochen. Zweijährige US-Staatsanleihen werfen aktuell rund 4,7 Prozent ab. Bedenkt man, dass die Inflation zuletzt auf 4,0 Prozent gefallen ist, dann sind die Realzinsen mittlerweile wieder positiv – etwas, was vor einigen Monaten noch undenkbar gewesen ist. Ein Hauptargument vieler Volkswirte pro Gold waren stets die negativen Realzinsen. Doch wenn man bedenkt, dass sich Gold lange Zeit in einem Umfeld negativer Realzinsen schwergetan hat – muss man sich dann wirklich vor positiven Realzinsen fürchten?
Das Umfeld für Gold hat sich in den vergangenen Wochen eingetrübt. Für diese Faktoren schlägt sich Gold aber ausgezeichnet. Und diese Stärke ist schlicht und ergreifend bullish. Das Überraschungspotenzial liegt nun wieder auf der Oberseite. Gut möglich, dass die Fed in Sachen Zinsanhebungen noch einmal zurückrudern muss. Die Inflation verlangsamt sich zusehends und die Rohstoffpreise sprechen eher für eine weitere Abschwächung. Der Druck, die Zinsen weiter zu erhöhen dürfte also nachlassen.
20.06.2023, 10:38