United Internet verkauft die Glasfaser- und B2B-Tochter 1&1 Versatel für 1,3 Milliarden Euro an 1&1. Der Deal verändert die Konzernstruktur und verschiebt Kreditverbindlichkeiten, ohne die Prognose 2025 zu berühren. Die Börse reagiert sofort auf die Neuordnung.
United Internet schiebt das gesamte Telekomgeschäft im Konzern neu zusammen. Die Mutter verkauft ihre Glasfaser- und B2B-Tochter 1&1 Versatel, die über ein eigenes bundesweites Glasfasernetz und ein starkes Geschäftskundensegment verfügt, inklusive Netzinfrastruktur, B2B-Sparte und 950 Millionen Euro Darlehensverbindlichkeiten an die börsennotierte Tochter 1&1. Der Verkauf tritt mit wirtschaftlicher Wirkung zum Ablauf des 30. November in Kraft. Der vereinbarte Kaufpreis liegt bei rund 1,3 Milliarden Euro. Abhängig von der Entwicklung der Jahre 2027, 2028 und 2029 kann er um bis zu 300 Millionen Euro steigen oder sinken. Ein etwaiger Anpassungsbetrag wird im Jahr 2030 fällig.
Für United Internet verändert sich die Liquiditätslage nicht. Der Kaufpreis wird mit Forderungen aus dem Cash-Management sowie neuen Gesellschafterdarlehen verrechnet. Die Transaktion hat daher keinen Einfluss auf die Jahresprognose 2025. Auch 1&1 erwartet keine wesentlichen Veränderungen bei den zentralen Kennziffern. Der Vorstand bezeichnet die Konditionen als angemessen; ein unabhängiger Experte bestätigt den Drittvergleich.
Für 1&1 bringt die Übernahme klare Strukturen. Das Unternehmen verfügt künftig über die komplette Infrastruktur für das Festnetz- und Mobilfunkgeschäft sowie ein gestärktes B2B-Segment. Belastend wirkt allerdings der Ausbau des Versatel-Glasfasernetzes. Für die Jahre 2026 und 2027 stellt 1&1 einen negativen freien Mittelfluss von insgesamt rund hundert Millionen Euro in Aussicht. Danach soll der Beitrag ins Positive drehen.
Marktreaktion
Die Börse reagierte sofort. United Internet stieg um fast vier Prozent, 1&1 gewann rund drei Prozent. Nachdem bei United Internet nun der Support am GD200 bei 23,45 Euro erfolgreich getestet worden ist, nimmt die Aktie wieder die 50-Tage-Linie ins Visier, welche aktuell bei 26,72 Euro verläuft.
Erste Kommentare
Deutsche Bank Research belässt 1&1 auf Kaufen mit einem Kursziel von 29 Euro. Analyst Keval Khiroya hält die Vereinfachung der Konzernstruktur für strategisch sinnvoll und verweist darauf, dass 1&1 in einem möglichen Konsolidierungsszenario im deutschen Markt erhebliches Aufwärtspotenzial besitzen könnte. Die UBS bestätigt beide Aktien mit Kaufempfehlungen. Für United Internet nennt Analyst Polo Tang ein Kursziel von 33 Euro. Für 1&1 setzt er 24,30 Euro an. Aus Bewertungssicht sieht er kaum direkte Auswirkungen des Versatel-Deals, betont jedoch, dass die neue Struktur den Konzern flexibler macht und weder den Aufbau des eigenen Mobilfunknetzes noch strategische Optionen einschränkt.
Mit der Neuordnung entsteht ein klareres Profil beider Gesellschaften. United Internet konzentriert sich stärker auf die Holdingstrukturen, während 1&1 das Netzgeschäft vollständig übernimmt und strategisch breiter aufgestellt ist. DER AKTIONÄR bevorzugt ein Investment in die Mutter United Internet.
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Enthält Material von dpa-AFX
24.11.2025, 10:50