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Über den Anstand

Über den Anstand
Bernd Förtsch 18.09.2025, 08:30 Bernd Förtsch

Ob Talkshow oder Nachrichtenmoderation – viele aktuelle Aussagen hinterlassen mich fassungslos. Ein paar Gedanken zum Umgang mit anderen Menschen.

Ein Mensch ist tot. Ein Sohn, Ehemann und Vater. Er lebt nicht mehr, weil ihm jemand eine Kugel in den Kopf geschossen hat. Er hinterlässt eine trauernde Familie und geschockte Freunde. Seine Kinder werden niemals verstehen, wieso sie ohne Vater aufwachsen müssen.

Ein eiskalter Mord. Für so etwas sehen unsere Gesetze nicht ohne Grund schwerste Strafen vor. So etwas berührt unsere Zivilisation in ihren Grundfesten. Von den Zehn Geboten bis zum Strafgesetzbuch ist wenig so klar definiert wie dieses: „Du sollst nicht töten!“

Sollte man denken. Und hier beginnt der Irrsinn. Keine Zeitung, kein TV-Sender bringt einfach die Nachricht: „Ein Mensch wurde ermordet. Das ist grauenvoll!“ Punkt. Keine Nachrichtensendung, keine Talkshow, kein Leitartikel kommt ohne ein Framing aus. Eine Einordnung. Eine Beurteilung. Eine Relativierung. Und vollkommen menschenverachtende Auftritte. Zuletzt als Höhepunkt das Postergirl der Linkspartei bei Frau Miosga im TV. Von „ultrarechts“ ist die Rede. Von „Populist“, „Nationalist“ und vielem mehr. Linke Politiker schwadronieren in den in diesem Fall asozialen Medien und im TV, man müsse mit „so jemandem“ kein Mitleid haben – oder erklären stolz: „Wenn Faschisten sterben, trauern Demokraten nicht!“ Auch für Moderatoren und Korrespondenten, gerade in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, waren die letzten Tage alles andere als ein Ruhmesblatt.

Ich bin fassungslos. Und erinnere mich an ein Zitat der Linken-Ikone Sahra Wagenknecht, formuliert in ihrem Buch mit dem sehr klaren Titel „Die Selbstgerechten“: „Wer vom Kanon ihrer Denkgebote abweicht, ist für Linksliberale daher auch kein Andersdenkender, sondern mindestens ein schlechter Mensch, wahrscheinlich sogar ein Menschenfeind oder gleich ein Nazi.“ Wenn die Realität ein Buch einholt ...

So einfach kann also die Welt sein: Du denkst und sagst Dinge, die ich ablehne. Damit ist es für mich legitim, wenn jemand Dir das Leben nimmt.

Wenn irgendjemand noch Zweifel hatte, wo unter der Führung der SED-Nachfolgepartei die Reise in Deutschland hingehen würde – hier ist die Antwort: Andersdenkende sind Systemfeinde. Systemfeinde sind vogelfrei. Stalin, Pol Pot und Co lassen grüßen. Gulag und Bautzen scheinen durch. „Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden.“ Der Satz ist von Rosa Luxemburg. Die Sozialisten legen gern Kränze auf ihr Grab – spucken durch ihr Denken und Handeln aber darauf.

Es ist vollkommen egal, was jemand denkt und was er sagt. Ob wir ihn, seine Meinung, seine Ansichten oder seine Haltung bewundern oder verachten. Wenn wir legitimieren, ihn für seine Meinung umzubringen, dann ist die Demokratie dem Untergang geweiht. Wer das nicht sieht, ist für mich ein Fall für den Verfassungsschutz. Und moralisch am Ende.

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Quelle: Börsenmedien AG
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