An der Börse herrscht Angst. Angst vor steigenden Zinsen, Angst vor einer Rezession, Angst vor einer Eskalation des Ukraine-Konflikts. Dementsprechend groß ist die Verunsicherung der Investoren, die seit Jahresbeginn – vor allem mit Wachstumsaktien – sehr viel Geld verloren haben. Trotz der zahlreichen Risiken hält sich der DAX aber relativ stabil. Mittlerweile befindet er sich gar nicht mehr im Bärenmarkt (per Definition bei 20 Prozent Kursverlust).
Ein Bärenmarkt ist an der Börse bei Weitem nichts Ungewöhnliches. Seit Beginn der Datenerhebung von Bloomberg gab es in den letzten sechs Jahrzehnten 18 solcher Phänomene. Der schlimmste Einbruch ereignete sich Anfang der 2000er-Jahre, als die Dotcom-Blase platzte und die Anleger den Glauben an Aktien verloren. Zwischen März 2000 und März 2003 brach der deutsche Leitindex um 73 Prozent ein, und es dauerte fast 1.600 Tage, bis der DAX die Verluste wieder wettmachte.
Im Durchschnitt verloren Anleger in den 18 Bärenmärkten 35,1 Prozent. Nimmt man das jüngste Hoch bei 16.285 Punkten als Ausgangsbasis für einen neuen Abwärtstrend, würde der DAX auf etwa 10.550 Zähler fallen. Dies wären vom aktuellen Niveau aus noch einmal rund 20 Prozent Kursverlust. Im Anschluss müssten die Anleger 970 Tage warten, bis sich der Markt wieder erholt hat. Die längste Erholungsphase dauerte übrigens 4.700 Tage oder beinahe 13 Jahre, doch am Ende gab es wieder neue Höchstkurse.
Es gibt aber auch Gründe, warum es gar nicht schlimmer kommen muss. Das DAX-KGV für die nächsten zwölf Monate liegt bei 11, deutlich weniger als beim Dow Jones mit 16. Auch die Dividendenrendite ist mit 3,6 Prozent vergleichsweise hoch. Für Unterstützung sorgt auch der schwache Euro, der einigen exportorientierten DAX-Konzernen zugutekommt. Auf den nächsten Seiten gibt DER AKTIONÄR eine Einschätzung zu allen 40 Blue Chips aus Deutschlands erster Börsenliga.