Auf Managementebene ist beim Stahlhersteller Thyssenkrupp ein Streit entbrannt. Der stellvertretende Aufsichtsratschef der Gesellschaft Jürgen Kerner spricht sich gegen eine Vertragsverlängerung des CEO Miguel López aus. Die Aktie von Thyssenkrupp übernimmt daraufhin am Mittwoch die rote Laterne im MDAX.
"Leistung sollte belohnt werden, gestützt auf vorzeigbare Ergebnisse", so Kerner in einem Gastbeitrag für die Wirtschaftswoche. "Aber solange es keine tragfähige Lösung für den Stahl bei Thyssenkrupp gibt, sollte es auch keine vorzeitige Vertragsverlängerung für den Vorstandsvorsitzenden geben." Kerner ist auch zweiter Vorsitzender der IG Metall.
An diesem Freitag tritt der Aufsichtsrat des Konzerns zusammen. Dem Vernehmen nach soll dabei auch der Vertrag von López verlängert werden. Er endet bislang Ende Mai 2026. López hatte den Posten im Juni 2023 übernommen. Weiteres Thema ist die geplante Ausgliederung der Marinesparte.
Die Stahlsparte Thyssenkrupp Steel ist Deutschlands größter Stahlhersteller. Die Sparte soll verkleinert werden. 5.000 der 26.000 Stellen sollen wegfallen, weitere 6.000 ausgegliedert werden. Thyssenkrupp plant eine Verselbstständigung. Das tschechische Energieunternehmen EPH des Unternehmers Daniel Kretinsky hält bereits 20 Prozent. Geplant ist ein 50:50-Gemeinschaftsunternehmen.
Rüstungsfantasie treibt Neubewertung
Seit Jahresbeginn hat sich die Aktie von Thyssenkrupp prächtig entwickelt. Vor allem die Rüstungsfantasie durch die Marinesparte TKMS trieb den MDAX-Wert teilweise wieder über die Marke von 10,00 Euro.
Thyssenkrupp will mit der Ausgliederung von TKMS verborgen Werte im Konzernverbund heben. Die kriselnde Stahlsparte und die erneute Kritik am derzeitigen Vorstandschef López sollten Anleger allerdings nicht außer Acht lassen. Auf dem derzeitigen Kursniveau stimmt dennoch das Chance-Risiko-Verhältnis: Mutige können darauf setzen, dass die Aktie bald wieder in zweistelligen Kursregionen vorstößt.
Enthält Material von dpa-AFX