Haben Tesla – und damit alle Fahrer und Aktionäre – ein ernstzunehmendes Problem, das zu allem Überfluss auch noch versucht wird vom Unternehmen zu vertuschen? Die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) nimmt Tesla jetzt aufs Korn. Im Fokus der Ermittlungen: Der Autopilot, der autonomes Fahren möglich macht, aber offenbar als unterschätztes Sicherheitsrisiko wahrgenommen wird.
Braut sich da etwas unheilvolles über Tesla zusammen? Die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) untersucht jetzt verstärkt die Zuverlässigkeit von Teslas Autopilot. Hintergrund sind einige Unfälle mit Todesfolge, die unter Einsatz des Autopilot geschehen sein sollen. Stein des Anstoßes: Die Weigerung Teslas, bestimmte Daten mit der Behörde zu teilen.
Weniger Unfälle mit als ohne Autopilot
Tesla gibt vor, der Einsatz des Autopilot erhöhe die Sicherheit. Mit eingeschaltetem Autopilot ereigneten sich Unfälle nur alle 3,27 Millionen Meilen. Ohne ihn käme es alle 1,41 Millionen Meilen zu einem Unfall. "Niemand weiß von den Unfällen, die nicht passiert sind, nur von denen, die passiert sind. Die Folgen, wenn die Öffentlichkeit den Autopiloten nicht benutzen würde, weil sie unzutreffend glaubt, dass er weniger sicher sei, wären äußerst schwerwiegend", sagt Tesla.
NHTSA könnte offizielle Untersuchung einleiten
Jetzt zeigen Dokumente, dass die Behörde eine offizielle Untersuchung einleiten könnte. Plainsite hat entsprechende Anfragen gestellt. Ihnen zufolge hat die Behörde seit April 2018 bereits fünf Vorladungen in Zusammenhang mit Unfällen unter Einsatz des Autopiloten zugestellt. Ein früherer Direktor der Behörde sagt hierzu: "Das zeigt, dass die NHTSA Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit des Autopiloten hat." Er ist nicht in die aktuellen Vorgänge eingeweiht, ergänzt aber gegenüber Bloomberg, Vorladungen seien ungewöhnlich und signalisierten ein erhöhtes Interesse an der Technologie. Der Grund dafür: "Die Tatsache, dass sie Vorladungen dazu ausstellen mussten, zeigt, dass die NHTSA nicht mit Teslas Antworten zufrieden war, denn das ist einfach nicht normal."
Keine rechtzeitige Warnung
"Daten wie diese zeigen, dass das System nicht in der Lage zu sein scheint, den Fahrer rechtzeitig zu warnen, und es ist eine Firma, die das betrifft, nicht die anderen", kommentiert David Friedman (früher NHTSA, heute Consumer Reports) einen Bericht des Consumer Reports. Was er meint: Teslas Autopilot brauche 24 Sekunden, um den Fahrer vor einer Gefahr zu warnen. Der Cadillac Super Cruise bewerkstelligte das Ganze innerhalb von 4 Sekunden.
Stellt sich heraus, dass die NHTSA eine offizielle Untersuchung zu Todesfällen unter Einsatz der Autopilot-Funktion von Tesla einleitet, könnte das weitere Fragen aufwerfen. Etwa, warum Tesla nicht bereits im Vorfeld alle für die Untersuchung notwendigen Unterlagen eingereicht respektive zur Verfügung gestellt hat. Noch zeigt sich die Aktie relativ unbeeindruckt von der Entwicklung.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Tesla.