Der deutsch-französische Rheinmetall-Partner KNDS plant seinen Börsengang. Bereits in wenigen Monaten wird darüber entschieden. Nun wurde bekannt, dass Rheinmetall-CEO Armin Papperger einen Teil von KNDS übernehmen will, um einen europäischen Landverteidigungs-Champion zu schaffen. Das Gerücht sorgt an der Börse für steigende Kurse.
Rheinmetall erwägt, noch vor einem möglichen Börsengang einen bedeutenden Anteil an KNDS von der Wegmann-Gruppe zu übernehmen. Die deutsche Familiengesellschaft hält derzeit 50 Prozent der Anteile an dem Rüstungskonzern KNDS (Krauss-Maffei Wegmann+Nexter Defense Systems), während die französische Regierung die andere Hälfte kontrolliert. Die KNDS-Gruppe hat ihre Zentrale in Amsterdam.
KNDS-Geschäftsführer Jean-Paul Alary hatte im Oktober bestätigt, einen Börsengang vorzubereiten. Früheren Schätzungen zufolge wurde der Börsenwert auf bis zu neun Milliarden Euro beziffert, wobei nur ein kleiner Anteil an die Börse gebracht werden soll, um die Kontrolle zu behalten. Im Jahr 2024 erreichte der Umsatz von KNDS 3,8 Milliarden Euro. Das Auftragsportfolio wuchs auf 23,5 Milliarden Euro und überstieg damit den schuldenfreien Unternehmenswert von 22 Milliarden Euro.
Ein weiteres Szenario von Rheinmetall umfasst die Übernahme der deutschen KNDS-Operationen, die nach der Fusion von Nexter und KMW vor rund zehn Jahren die Mehrheit des Geschäfts von KNDS ausmachen. Diese deutschen Einheiten haben immer noch Schwierigkeiten bei der Integration.
KNDS ist unter anderem der Hersteller des Kampfpanzers Leopard 2, des kürzlich vorgestellten 2A8 (Foto oben) und des Leclerc sowie vieler weiterer Waffensysteme und profitiert derzeit von der erhöhten Nachfrage in der Rüstungsindustrie. Der geplante Börsengang wäre Teil der strategischen Anpassung, um den Konzern für die Zukunft zu rüsten.
Berichten von Bloomberg zufolge hat Rheinmetall-Chef Armin Papperger in den letzten Monaten Gespräche mit Politikern in Berlin und Vertretern der staatlichen Förderbank KfW geführt, um Investionsoptionen und die Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit zwischen den beiden Panzermarken zu prüfen.
Bereits Ende 2018 hatte Rheinmetall Gespräche über einen möglichen Erwerb einer Beteiligung an KNDS geführt. Konkret ging es darum, mit der Wegmann Unternehmens-Holding GmbH & Co. KG zu verhandeln, die einen Teil der Gesellschaft hält (die ehemaligen KMW-Familienanteile). Die Gespräche führten zu keinem Abschluss.
Ein Rheinmetall-Investment in KNDS könnte auch diesmal auf Widerstand von KNDS selbst sowie der französischen Regierung stoßen. Manche Anteilseigner sind gegen einen Verkauf von Anteilen. Auch der deutsche Staat überlegt, eine Minderheitsbeteiligung an KNDS zu erwerben – ähnlich wie beim Rüstungskonzern Hensoldt.
Rheinmetall und KNDS kooperieren bei vielen Militär-Projekten, bauen zum Beispiel gemeinsam den Boxer-Schützenpanzer und den Leopard-Hauptkampfpanzer. Eine engere Zusammenarbeit könnte sowohl Effizienzgewinne als auch Kostensenkungen bringen und den Wettbewerb mit den USA stärken.
Die Rheinmetall-Aktie gewinnt im Xetra-Handel am Donnerstag zeitweilig um anderthalb Prozent auf 1.633,50 Euro, während die Papiere von Hensoldt und Renk über zwei Prozent schwächer notieren.
Der Blick auf den Chart zeigt die Rheinmetall-Aktie in einem intakten Aufwärtstrend. Die entsprechende Linie verläuft aktuell bei 1.413 Euro. Zuletzt konnte sich der Wert wieder über die Unterstützung bei 1.500 Euro hangeln, die im November im Zuge der Friedensbemühungen um die Ukraine vorübergehend unterschritten wurde.
Sollte es der Kurs in den kommenden Tagen über 1.640 Euro schaffen, dürfte in der Folge auch der GD50 (bei 1.661 Euro) überwunden werden. Darüber hinaus lockt als Ziel die 2.000-Euro-Marke.
Eine Beteiligung oder ein Teil-Erwerb von Rheinmetall an dem deutschen Teil von KNDS wäre sinnvoll, könnte doch die Fragmentierung im europäischen Landverteidigungsmarkt verringert werden. Sollten die Gespräche zwischen den Beteiligten (und den übrigen Anteilsbesitzern) diesmal positiv verlaufen, würde das wohl einen erneuten Kursschub für den DAX-Konzern auslösen.
Doch selbst bei einem Nicht-Zustandekommen einer Beteiligung bleibt Rheinmetall als zentrale Beschaffungsstelle für Munition und schwerem Verteidigungsgerät der Bundeswehr aussichtsreich. Anleger bleiben in der Rheinmetall-Aktie engagiert beziehungsweise kaufen an schwächeren Tagen nach.
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Hinweis auf Interessenkonflikte:
Aktien der Rheinmetall befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
11.12.2025, 14:55