Während um einen Frieden in der Ukraine gerungen wird, sammeln mehrere Konzerne neue Aufträge über Rüstungsgüter. So bestellt die Bundeswehr bei Rheinmetall Munition in großem Umfang, Norwegen erhöht einen U-Boot-Auftrag bei TKMS, Renk bringt Prüfsysteme nach Holland und Rolls-Royce liefert Hunderte Kampfpanzer-Motoren. Hensoldt profitiert ebenfalls. Neue Power für die Aktien?
Der Druck durch die neue US-Initiative für ein Kriegsende in der Ukraine ist zunächst einmal verflogen – und stützt die Kurse von Rüstungsaktien. Eine überarbeitete und deutlich veränderte Version des US-Plans soll nach Angaben der Staatsführung in Kiew heute an Washington übermittelt werden. Der von der US-Regierung ausgearbeitete Plan sei inzwischen von 28 auf 20 Punkte gekürzt worden, teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj ukrainischen Journalisten mit. Außenminister Johann Wadephul äußerte sich unterdessen skeptisch zu den Erfolgsaussichten angesichts der russischen Forderungen nach Gebietsabtretungen durch die Ukrainer.
Die Bundeswehr hat derweil erneut Munition bei Rheinmetall bestellt. Die deutschen Streitkräfte haben am Montag weitere Gefechts- und Übungsmunition im Volumen von mehreren Hundert Millionen Euro geordert. Damit erhöht sich das Volumen eines seit Sommer 2023 bestehenden Rahmenvertrags mit Rheinmetall zur Lieferung von Panzermunition auf ein Volumen von rund vier Milliarden Euro.
Die Rheinmetall-Aktie hat sich von ihrem Sieben-Monats-Tief zuletzt wieder erholt und mit dem heutigen Kursanstieg um gut zwei Prozent auch einen kurzfristigen Abwärtstrend nach oben verlassen. Nun kämpft der DAX-Wert mit seinem GD200 (aktuell bei 1.656 Euro). Eine nachhaltige Überwindung wäre ein charttechnisch gutes Signal für Rheinmetall.
Im MDAX steigen auch Renk- und Hensoldt-Papiere. Letztere gewinnen an der Index-Spitze mehr als fünf Prozent und nähern sich damit wieder dem 200-Tage-Durchschnitt an, der bei gut 85 Euro verläuft.
Ende November hatte Sensor-Lösungsanbieter Hensoldt einen Großauftrag im Wert von knapp einer Milliarde Euro von General Dynamics European Land Systems (GDELS) erhalten. In den kommenden sieben Jahren soll das neue "Spähfahrzeug NG" der Bundeswehr, der Luchs 2, mit modernster Sensortechnik und dem Ceretron-Missionssystem ausgestattet werden (DER AKTIONÄR berichtete). Es handele sich um den größten Einzelauftrag in diesem Fähigkeitsbereich in der Geschichte von Hensoldt, schrieb das Unternehmen in einer Mitteilung.
Auch Renk hat einen weiteren Großauftrag erhalten. Die Renk-Tochter Test System GmbH (RTS) wird modernste Testsysteme für Militärfahrzeuge an das Army Maintenance and Logistics Command (AMLC) des niederländischen Verteidigungsministeriums liefern. Die Renk-Aktie gewinnt am Dienstag 2,7 Prozent auf 57,58 Euro.
TKMS baut U-Boote für Norwegen
Norwegen plant den Kauf von zwei weiteren U-Booten aus Deutschland und separat von Langstrecken-Artillerie, teilte das Verteidigungsministerium der Skandinavier mit. Der U-Boot-Auftrag kommt zu den vier U-Booten hinzu, die das nordische Land 2021 für damals 45 Milliarden Kronen (4,5 Milliarden Dollar) bei der deutschen Thyssenkrupp bestellt hatte. Die neuen U-Boote werden ebenfalls bei der Marineabteilung von Thyssenkrupp bestellt, die vor ein paar Wochen als TKMS an die Börse gebracht wurde.
Der neue Auftrag wird 46 Milliarden Kronen kosten, wodurch sich die Gesamtkosten für die U-Boote auf fast 100 Milliarden Kronen belaufen, was zum Teil auf die Inflation bei den Kosten für Rohstoffe und Verteidigungsgüter zurückzuführen ist. Das erste der sechs U-Boote soll laut Angaben des Ministeriums im Jahr 2029 ausgeliefert werden.
Die TKMS-Aktie steigt am Vormittag um über vier Prozent auf 73,85 Euro.
Norwegen ist der NATO-Beobachter für das rund zwei Millionen Quadratkilometer große Gebiet des Nordatlantiks, das von den Atom-U-Booten der russischen Nordflotte genutzt wird. Eine wichtige Aufgabe der neuen U-Boote wird die Überwachung der russischen U-Boote sein, deren Stützpunkt sich auf der Kola-Halbinsel befindet, einem Gebiet in der Arktis, das an Norwegen grenzt.
Norwegen steht zudem kurz vor der Entscheidung zum Kauf landgestützter Raketen mit einer Reichweite von 500 Kilometern. Das Land hatte die Auswahl potenzieller Lieferanten auf Hersteller aus den Vereinigten Staaten, Deutschland und Südkorea eingegrenzt.
Nach Einschätzung norwegischer Beobachter verbleiben jedoch nur noch Lockheed Martin mit dem HIMARS-Raketensystem und die südkoreanische Firma Hanwha mit dem K239 Chunmoo im Rennen, schreibt das Fachportal hartpunkt.de. Dem Vernehmen nach soll es zwischen Lockheed Martin und Norwegen auch einen Austausch über die Lieferung des GMARS-Mehrfach-Raketenwerfers gegeben haben, der zusammen mit Rheinmetall entwickelt wurde.
Rolls-Royce mit Großauftrag über Panzer-Motoren
Den wertmäßig größten Auftrag hat Rolls-Royce eingesackt. Die Friedrichshafener Tochter Rolls-Royce Power Systems wird mehr als 300 Panzermotoren an den Rüstungskonzern KNDS liefern. Die Antriebe der Marke MTU sollen in die neuen Leopard-2-Kampfpanzer (Foto oben) eingebaut werden, die unter anderem nach Deutschland, Schweden, Litauen, in die Niederlande und die Tschechische Republik gehen. Der MTU-Motor passt in alle Leo-Panzer-Modelle.
Die Auslieferung solle schon im kommenden Jahr beginnen. Die Aktie des britischen Mutterkonzerns Rolls-Royce Holdings stieg daraufhin deutlich. Am heutigen Dienstag ging es im frühen Handel bis auf 1.127 Britische Pence (GBp) nach oben und damit auch über den GD200, der aktuell bei 1.116 GBp verläuft. Im deutschen Handel notiert die RR-Aktie am Vormittag bei 12,92 Euro.
Der Auftrag sei nicht nur einer der größten seiner Art in den vergangenen Jahrzehnten, sondern auch Ausdruck der herausfordernden sicherheitspolitischen Situation, sagte Rolls-Royce-Power-Systems-Chef Jörg Stratmann. Die Nachfrage nach militärischer Ausrüstung sei deutlich gestiegen. "Unsere Kapazitäten haben wir jüngst erheblich erweitert und werden sie weiter ausbauen."
Die NATO-Staaten sind dabei, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen, da sie insbesondere von US-Präsident Donald Trump dazu gedrängt werden. Die Rolle Russlands hat sich seit dem Einmarsch in die Ukraine verändert, man betrachtet das Ost-Land nun auch für andere Gebiete Europas als Bedrohung.
Weitere Milliarden-Aufträge werden den oben genannten Unternehmen auf längerfristige Sicht weitere Kurszuwächse bescheren. Engagierte Anleger bleiben dabei.
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Enthält Material von dpa-AFX
Heute, 11:30