PayPal setzt zum nächsten Angriff an. Der US-Zahlungsriese will seine Präsenz in Afrika deutlich ausbauen und plant für 2026 den Start einer neuen grenzüberschreitenden Wallet-Plattform. Für PayPal öffnet sich damit ein riesiger, bislang kaum erschlossener Markt. Ein sinnvoller Schritt?
PayPal macht in Afrika ernst. Herzstück der Offensive ist PayPal World, ein globales Zahlungssystem, das lokale digitale Geldbörsen direkt mit internationalen Händlern verbindet. Nutzer sollen künftig weltweit einkaufen und Geld überweisen können, ohne ein eigenes PayPal-Konto zu benötigen. Bezahlt wird über die jeweils genutzte lokale Wallet, die Anbindung erfolgt über den bekannten PayPal-Checkout-Button.
PayPal hatte die Plattform bereits 2024 vorgestellt und Partnerschaften in Indien, China und Brasilien geschlossen. Der Afrika-Rollout ist für 2026 geplant. Gespräche mit afrikanischen Fintech-Unternehmen laufen bereits.
Der Zeitpunkt ist kein Zufall. Afrika entwickelt sich rasant zum Hotspot für digitale Zahlungen. Laut der Weltbank verfügten 2024 etwa 58 Prozent der Bevölkerung in Subsahara-Afrika über ein Finanzkonto – nach 34 Prozent im Jahr 2014. Besonders stark ist der mobile Zahlungsverkehr: Mehr als 70 Prozent des weltweiten Transaktionsvolumens mobiler Geldkonten entfallen laut GSMA auf Afrika.
Für PayPal ist das ein ideales Umfeld. Die geringe Kartenverbreitung und die fragmentierte Zahlungsinfrastruktur machen Wallet-Lösungen oft attraktiver als klassische Kreditkartenmodelle.
Zwar arbeitet PayPal bereits mit Anbietern wie M-Pesa und Flutterwave zusammen, doch PayPal World hebt die Strategie auf ein neues Niveau. Künftig sollen grenzüberschreitende Zahlungen, Wallet-übergreifende Interoperabilität und die Akzeptanz lokaler Wallets bei internationalen Händlern möglich werden – ohne zusätzliche Hardware wie POS-Terminals.
Das könnte insbesondere den internationalen Online-Handel mit afrikanischen Konsumenten deutlich vereinfachen.
Ein starkes Argument ist das bestehende Netzwerk. Zu den Partnern von PayPal World zählen bereits UPI aus Indien, WeChat Pay aus China und Mercado Pago aus Brasilien – zusammen rund zwei Milliarden Wallet-Nutzer. Werden afrikanische Wallets integriert, profitieren beide Seiten: lokale Nutzer erhalten Zugang zu globalen Shops, internationale Händler zu einem schnell wachsenden Konsumentenmarkt.
Untermauert wird die Expansion durch ein Investmentpaket von 100 Millionen US-Dollar für den Nahen Osten und Afrika (DER AKTIONÄR berichtete). Das Kapital fließt in Beteiligungen, Innovationen und den Ausbau der lokalen Organisation. PayPal signalisiert damit klar: Afrika ist kein Nebenprojekt, sondern Teil der langfristigen Wachstumsstrategie.
Mit PayPal World positioniert sich der Konzern frühzeitig in einem der dynamischsten Zahlungsmärkte der Welt. Gelingt die Integration lokaler Wallets, könnte Afrika mittelfristig zu einem wichtigen Wachstumstreiber für die PayPal werden. An den Märkten dominiert aktuell aber die Skepsis gegenüber dem Bezahldienstleister. Anleger lassen daher vorerst die Finger von dem Bezahldienstleister.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: PayPal.
Heute, 15:23