Die Aktien der deutschen Autobauer zeigten sich in den letzten Tagen von ihrer freundlichen Seite. Rückenwind kam unter anderem aus Berlin: Der Bundestag verlängerte die Steuerbefreiung für Elektroautos um weitere fünf Jahre. Käufer, die ihr Fahrzeug bis Ende 2030 erstmals zulassen, sparen damit bis zu zehn Jahre lang die Kfz-Steuer, maximal jedoch bis Ende 2035. An der Börse zählt die Botschaft: Die Politik bleibt beim Umbau zur Elektromobilität verlässlich. Analysten verweisen darauf, dass die verlängerte Steuerfreiheit die Nachfrage im Schlussquartal und im kommenden Jahr stabilisieren dürfte. Für Mercedes und BMW, deren Elektroanteile im Konzernmix zuletzt spürbar wuchsen, könnte das eine wichtige Stütze darstellen.
Etwas positiver blickt auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) in die Zukunft. Für das kommende Jahr rechnet der VDA mit insgesamt 2,9 Millionen Pkw-Neuzulassungen. Das wären rund 2 Prozent mehr als dieses Jahr. Vom bisherigen Rekordjahr 2019, also vor der Pandemie, sind die Zahlen aber noch deutlich entfernt. Damals wurden bezogen auf die Prognose für 2026 fast 20 Prozent mehr Neuwagen zugelassen.
Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) ist etwas optimistischer und erwartet einen "deutlichen Marktschub" für 2026 und 2,95 Millionen Neuzulassungen. "Davon werden voraussichtlich 1,1 Millionen Fahrzeuge einen batterieelektrischen Antrieb haben, Batterieelektrofahrzeuge (BEV) und Plug-in-Hybride (PHEV) gleichermaßen", teilte der Verband mit.
Gute Stimmung für die deutschen Automobil-Aktien verbreitete bereits vergangene Woche Analyst Horst Schneider von der Bank of America (BofA). Entscheidend sei der geringere regulatorische Druck, der für mehr Flexibilität sorge, schrieb er in seinem Ausblick auf das Jahr 2026. In den USA könnten die Anforderungen an geringeren Schadstoffausstoß sogar gleich ganz fallen. Europa werde zwar nicht so weit gehen, aber Autos mit Verbrennungsmotoren wohl erst nach 2040 von den Straßen verbannen. Bei Mercedes-Benz sei vorerst das Schlimmste vorüber, so Schneider. Er gab seine "Underperform"-Einstufung auf.
Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut sieht die "Aufweichung" des Verbrenner-Aus in Europa eher skeptisch. "Das scheint eine Erleichterung, aber es könnte sich zum großen Irrweg entwickeln. Die deutschen Autobauer lehnen sich zurück, kappen natürlich Investitionen in das Batterie-elektrische Auto um besseren EBIT– kurzfristig - zu erzielen. Aber der Wettbewerb aus China ist knüppelhart. Wir verlieren Zeit, die Chinesen bauen ihren Technologievorsprung weiter aus. Und verlorene Zeit holen sie nicht mehr auf. Verlorene Zeit kann uns die Zukunft kosten", so der Auto-Experte gegenüber DER AKTIONÄR.
Im Summe sicherlich gute Nachrichten für die deutschen Automobil-Hersteller und Mercedes-Benz. Die Mercedes-Aktie setzt ihre Kletterpartie fort. Charttechnisch wartet der nächste Widerstand bei 63,69 Euro. Wird auch dieser genommen, ist der Weg bis 66,74 Euro frei.
Enthält Material von dpa-AFX
09.12.2025, 14:24