Der Autobauer Volkswagen hat aktuell mit mehreren Problemen zu kämpfen. Davon betroffen sind jedoch nicht nur Kleinanleger: Die VW-Krise setzt auch jene unter finanziellen Druck, die Europas größten Autobauer maßgeblich kontrollieren: den Porsche-Piëch-Clan. Der Grund ist so simpel wie brisant: Die sinkende Dividenden treffen die Eigentümer ins Mark.
Der Grund für die heutigen Probleme ist Hausgemacht und führt zurück ins Jahr 2017. Hans Michel Piëch nahm damals einen Kredit auf, um seinem Bruder Ferdinand Piëch Anteile an der Familienholding abzukaufen – Größenordnung: rund 1,1 Milliarden Euro. Der Schritt beruhigte einen eskalierenden Familienstreit, hatte aber eine Nebenwirkung: Hans Michel wurde noch stärker darauf angewiesen, dass Volkswagen und die Beteiligungen zuverlässig Dividenden ausschütten, damit die Schulden bedient werden können.
Jetzt, wo sich bei VW die Finanzlage eintrübt, wird genau diese Abhängigkeit zum Risiko. Insider sehen wachsende Sorgen, auch wenn aktuell keine akute Liquiditätsklemme erkennbar sei.
Aktien als Sicherheit eingesetzt
Besonders heikel ist die Kredit-Mechanik: Um zu verhindern, dass Ferdinand Piëchs Aktienpaket in Höhe von 15 Prozent am Markt landet und die Kontrolle verwässert, wurden Aktien als Sicherheiten eingesetzt. Öffentlich dokumentiert ist unter anderem ein Kredit über 110 Millionen Euro, besichert durch Aktien der Porsche Holding.
Das ist der springende Punkt: In einem Umfeld sinkender Ausschüttungen wird der finanzielle Spielraum enger. Nicht weil morgen das Licht ausgeht – aber weil die Eigentümerseite weniger Luft hat, längere Durststrecken auszusitzen.
Bei Volkswagen selbst zeigt sich die Brisanz im Cashflow: Für dieses Jahr wird im Automobilgeschäft ein Netto-Cashflow von null erwartet. Das bedeutet: Schon 2025 könnte VW gezwungen sein, Reserven anzugreifen – ein Umfeld, in dem Dividenden plötzlich nicht mehr „Selbstläufer“, sondern Verhandlungssache werden.
Probleme an allen Fronten
Volkswagen steckt mitten in einem tiefgreifenden Umbruch – und der Preis dafür steigt. Denn der Konzern muss parallel den technologischen Wandel hin zu E-Mobilität und Software stemmen, während in wichtigen Absatzmärkten die Nachfrage schwächelt und der Wettbewerbsdruck durch Tesla und BYD spürbar zunimmt.
CEO angezählt
Auch personell gibt es Probleme. Nach schwächeren Ergebnissen wurden intern Zweifel an der E-Strategie laut – dennoch drängte die Familie zunächst nicht auf einen schnellen Wechsel. Stattdessen eskalierten Konflikte bei Porsche, was unter anderem zu Abgängen im Top-Management führte. Um Anleger zu beruhigen, soll Michael Leiters im Januar bei Porsche Oliver Blume als Porsche-Chef ablösen, Blume bleibt jedoch VW-Chef (DER AKTIONÄR berichtete).
Die Lage bei Volkswagen bleibt heikel. Ein Einstieg drängt sich aus Sicht des AKTIONÄR weiterhin nicht auf. DER AKTIONÄR favorisiert stattdessen BMW und Mercedes-Benz. Mehr zu BMW lesen Sie auch in der neuen Ausgabe, die heute Abend um 19 Uhr hier erscheint.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..
Heute, 08:06