Ola Källenius macht keine halben Sachen. Während die europäische Konkurrenz bei der Batteriezellfertigung strauchelt und Investitionen kürzt, sichern sich die Stuttgarter aggressiv den Zugriff auf asiatisches High-Tech. Zum dritten Mal innerhalb von nur 18 Monaten unterschreibt Mercedes-Benz einen Liefervertrag mit dem südkoreanischen Giganten LG Energy Solution (LGES).
Rund zwei Billionen Won – umgerechnet 1,17 Milliarden Euro – schwer ist das neueste Paket. Der Lieferzeitraum erstreckt sich über einen gut siebenjährigen Zyklus, beginnend im März 2028 bis zum Sommer 2035. Bestimmt sind die Akkus für die Kernmärkte Nordamerika und Europa. Für LGES ist das kein Randgeschäft: Der Auftragswert entspricht gut acht Prozent des gesamten Vorjahresumsatzes von 25,62 Billionen Won. Zwar behalten sich die Koreaner vor, Vertragsdetails noch anzupassen, doch die Marschrichtung steht.
Strategiewechsel bei der Technik?
Interessant wird es beim Blick unter die Motorhaube. Die vorangegangenen Mega-Deals über 50,5 GWh und 107 GWh zielten laut Marktbeobachtern auf die leistungsstarken zylindrischen Zellen der 46er-Serie ab – das Premium-Futter für die Oberklasse. Beim jetzigen Abschluss deutet vieles auf eine Diversifizierung hin. Analysten vermuten: Das neue Kontingent soll die Mittel- und Einstiegsklasse elektrifizieren. Die Logik dahinter: High-Performance für die S-Klasse, kosteneffiziente Volumen-Technik für den Rest.
Kampfansage an China – und Europa
Der Deal ist auch eine klare Absage an die reine „Battery Belt“-Romantik in der EU. Das Joint Venture ACC, an dem Mercedes prominent beteiligt ist, kommt nicht auf Touren, Ausbaupläne für Werke in Deutschland und Italien liegen auf Eis oder stehen vor dem Aus. Die Lücke füllen nun die Koreaner. Dabei setzte sich LGES nach Informationen aus Seoul in einem „intensiven Wettbewerb“ gegen die chinesischen Platzhirsche CATL und Farasis durch.
Erst Mitte November war Källenius persönlich in Seoul, um der LG-Führung die Hand zu schütteln. Offiziell spricht man von „gemeinsamen Visionen“ und „neuen Maßstäben“. Übersetzt heißt das: Ohne asiatische Hardware fährt in Stuttgart ab 2028 kein nennenswertes Elektro-Volumen vom Hof.
Mercedes diversifiziert das Risiko weg von China, begibt sich aber tiefer in die Abhängigkeit der koreanischen Tech-Riesen. In Zeiten wackeliger Lieferketten ist eine feste Bindung jedoch die einzig harte Währung. Anleger bleiben an Bord.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.
Heute, 14:20