Ganz plötzlich war die gute Stimmung an den Märkten zurückgekehrt. Die Schnäppchenjäger fassten endlich Mut, griffen bei Aktien querbeet zu und sorgten für die beste Handelswoche seit November 2020.
Trendwende? Oder Bärenmarktrally? Die Meinungen gehen auseinander. Mike Wilson, Chefstratege bei Morgan Stanley und chronisch bearish, warnt „vor der Ruhe vor dem Sturm“. Die Anleger sollten die Rallye nutzen, ihre Aktien zu verkaufen. Indes sieht JPMorgan-Analyst Dubravko Lakos-Bujas das meiste Negative in den Kursen eingepreist. Die Stimmung der Anleger sei extrem schlecht und die Investmentquote beliefe sich auf den niedrigsten Stand seit 2020. „Wir glauben daher, dass der Markt immer noch Aufwärtspotenzial hat“, so Lakos-Bujas. Kursziel für den S&P 500 bis zum Jahresende: 4.900 Punkte.
Nach den herben, wochenlangen Verlusten sind etliche Aktien aktuell attraktiv bewertet. Das 2022er-KGV für den S&P 500 beläuft sich aktuell auf 19,8 und liegt damit leicht unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Der Nasdaq 100 notiert nur noch minimal darüber. Während der Corona-Rally griffen die Anleger auch noch zu, als die KGVs bereits die 25er- beziehungsweise die 30er-Marke überschritten hatten.
Die Zeiten haben sich geändert, denn damals gab es keine Zinswende und keinen Krieg. Doch die Reaktion der Anleger vor wenigen Tagen macht Hoffnung: Nachdem die Meldung über die Ticker ging, Putin sehe Anzeichen einer Entspannung, gewann der DAX aus dem Stand 400 Punkte. Was wohl an der Börse los wäre, wenn der Krieg zu Ende geht?
In Bezug auf die Zinswende müssen sich die Anleger laut den Strategen von BlackRock keine großen Sorgen machen. „Die Fed schlägt zwar einen scharfen Ton im Hinblick auf Inflation an und stellt eine beherzte und schnelle Anhebung der Zinssätze in Aussicht“, kommentieren sie. „Wir gehen jedoch davon aus, dass sie hinter dem Gesagten zurückbleiben und gezwungen sein wird, mit der Inflation zu leben.“
Auf den folgenden Seiten analysiert DER AKTIONÄR 15 Werte, die vom Hoch stark verloren haben und die entsprechend deutlich überverkauft sind. Antizyklische Investoren können bei diesen Fallen Angels zugreifen.

So handeln Sie
Die Aktien, über die Sie in der Titelstory lesen werden, sind prinzipiell jetzt – was Bewertung und Investmentstory betrifft – alle ein Kauf. Aber: Da die Lage an den Märkten weiterhin unsicher und die Volatilität groß ist, empfiehlt es sich, zunächst eine halbe Position aufzubauen. Die zweite Position kann man abstauben, sollte es noch einmal ungemütlich werden an der Börse. Die eingezeichnete Zone im Chart besagt: Je grüner der Bereich, desto kaufenswerter die Aktie. Am unteren Rand der Kaufzone sollten Anleger entsprechend ein Kauflimit platzieren, um die Position dort zu komplettieren.