Eigentlich hätte am Mittwoch Autodoc seine Premiere an der Frankfurter Börse feiern sollen – doch der Auto-Ersatzteilhändler sagt den Börsengang kurzfristig ab. Es ist bereits der zweite geplatzte IPO-Versuch nach 2021. Offenbar fand sich erneut nicht genug Interesse für die Aktien. Anleger dürften enttäuscht sein – und skeptisch.
Autodoc wollte es zum zweiten Mal wissen – und ist erneut gescheitert. Der Berliner Onlinehändler für Autoersatzteile hat am Dienstagabend überraschend seine geplante Privatplatzierung und Börsennotierung im Prime Standard der Frankfurter Börse auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Handelsstart war für Mittwoch, den 25. Juni 2025, angesetzt.
In einer kurzen Ad-hoc-Mitteilung spricht das Unternehmen von einer „Verschiebung“. Doch hinter vorgehaltener Hand heißt es: Die Nachfrage institutioneller Investoren reichte nicht aus. Obwohl die Konsortialbanken die Aktien auf dem unteren Ende der Preisspanne platzieren wollten (58 bis 61 Euro), war die Emission offenbar nur „gut überzeichnet“ – ein klares Warnsignal. Für ein erfolgreiches IPO wäre eine deutliche Überzeichnung erforderlich gewesen.
Schon 2021 hatte Autodoc einen Börsengang kurz vor dem Ziel abgeblasen. Damals hieß es offiziell, das Marktumfeld sei zu unsicher. Tatsächlich waren die Bewertungsambitionen mit fünf Milliarden Euro unrealistisch hoch. Auch diesmal war die Zielbewertung von rund 2,4 Milliarden Euro deutlich reduziert – genützt hat es nichts.
Geplant war eine reine Privatplatzierung bestehender Aktien. Frisches Kapital hätte das Unternehmen nicht erhalten. Vielmehr wollten die Altaktionäre – darunter die Gründerfamilie und der US-Finanzinvestor Apollo – Kasse machen und Anteile im Wert von bis zu 464 Millionen Euro verkaufen. Offenbar zu viel des Guten.
Solide Zahlen – aber skeptischer Markt
Dabei hatte Autodoc im ersten Quartal noch starke Zahlen präsentiert: Der Umsatz stieg um 21 Prozent auf 427 Millionen Euro, das bereinigte EBITDA um 13 Prozent auf rund 151 Millionen Euro. Doch das überzeugte die Investoren offenbar nicht. Die geringe Preisspanne von nur rund fünf Prozent – fast ein Festpreis – ließ kaum Spielraum für Nachverhandlungen. Insidern zufolge soll Apollo nicht bereit gewesen sein, einen niedrigeren Kurs zu akzeptieren, da dieser unter dem eigenen Einstiegspreis gelegen hätte.
Mit dem Rückzieher hat Autodoc das ohnehin fragile Vertrauen am IPO-Markt weiter beschädigt. Das Unternehmen war in diesem Jahr der erste ernsthafte Kandidat für den regulierten Prime Standard. Nun dürften potenzielle Anleger – aber auch andere Börsenaspiranten – vorerst zurückhaltend bleiben. Ein dritter Anlauf? Möglich, aber deutlich schwieriger. Wer zweimal ohne Not absagt, verliert Glaubwürdigkeit.
25.06.2025, 09:33