Die Zentralbanken haben sich zur Überraschung einiger als große Goldkäufer im vergangenen Jahr entpuppt. Und das ist allem Anschein nach keine Eintragsfliege. Nach Ansicht des World Gold Councils (WGC) sind die Zentralbanken auch zu Beginn des Jahres 2023 sehr an Gold interessiert.
Im Januar kauften die Zentralbanken 31 Tonnen Gold, was einem monatlichen Anstieg von 16 Prozent entspricht, so der WGC in einer Mitteilung. „Dies lag auch bequem innerhalb der Spanne von 20 bis 60 Tonnen gemeldeter Käufe, die in den letzten zehn aufeinanderfolgenden Monaten der Nettokäufe zu verzeichnen war“, schrieb Krishan Gopaul, leitender Analyst beim WGC.
Der Großteil der Käufe wurde von drei Zentralbanken getätigt, bei denen es sich nicht um neue Akteure handelt - die Türkei, China und Kasachstan. Die Türkei war im Jahr 2022 der größte offizielle Goldkäufer, und China ist dafür bekannt, dass es seine Goldkäufe gegen Ende des letzten Jahres aggressiv ausgeweitet hat. Zu Beginn des ersten Monats des Jahres kaufte die Türkei 23 Tonnen Gold und erhöhte damit ihre Goldreserven auf insgesamt 565 Tonnen.
China kaufte im Januar 15 Tonnen Gold, zusätzlich zu den im November und Dezember gemeldeten 62 Tonnen. Damit stiegen Chinas Goldreserven auf insgesamt 2.025 Tonnen. Die kasachische Zentralbank legte vier Tonnen Gold zu, wodurch sich die Gesamtreserven auf 356 Tonnen erhöhten.
Die Europäische Zentralbank (EZB) verzeichnete einen einmaligen Zuwachs von zwei Tonnen Gold. Der Anstieg ist jedoch auf den Beitritt Kroatiens zur Währungsunion zurückzuführen, der es erforderlich macht, dass ein neues Mitgliedsland im Rahmen einer größeren Übertragung von Währungsreserven eine gewisse Menge Gold an die EZB überträgt, so der WGC. Um die Übertragung durchzuführen, kaufte Kroatien im Dezember zwei Tonnen.
Eine Zentralbank beschloss, einen anderen Weg einzuschlagen. Die Zentralbank Usbekistans verkaufte im Januar 12 Tonnen Gold. Die Goldreserven des Landes belaufen sich nun auf 384 Tonnen, was 66 Prozent seiner Gesamtreserven entspricht.
Der WGC geht davon aus, dass dieser Anstieg des Appetits der Zentralbanken in diesem Jahr stark bleiben wird. „Wir sehen wenig Grund, daran zu zweifeln, dass die Zentralbanken Gold weiterhin positiv gegenüberstehen und auch im Jahr 2023 Nettokäufer sein werden“, heißt es in dem Bericht. „Die Daten vom Januar, die uns bisher vorliegen, geben uns, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, wenig Grund, von dieser Prognose abzuweichen.“ Im vergangenen Jahr kauften die Zentralbanken 1.136 Tonnen - so viel wie nie zuvor und eine Steigerung von mehr als 150 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Käufe von Zentralbanken taugen für Privatanleger sicher nicht als Timing-Indikator. Aber die Käufe zeigen doch, dass Gold für die Zentralbanken doch eine weitaus größere Bedeutung hat, als viele Analysten vermuten.