Die verstärkt auftretenden Drohnen-Sichtungen über europäischen Flughäfen treiben den Aktienkurs des österreichischen Tech-Unternehmens Frequentis kräftig in die Höhe. In den vergangenen Tagen legten die Anteilsscheine des Unternehmens, das auch im Bereich der militärischen Flugsicherung tätig ist, um etwa 25 Prozent zu. Kommt da noch mehr?
Die österreichische Frequentis AG ist seit Jahren weltweit führend im Bereich der Flugsicherung. Eurocontrol etwa setzt bereits seit 1993 auf Frequentis-Technologie, um eine sichere und effiziente Luftverkehrskontrolle in Europa zu gewährleisten. Die Deutsche Luftsicherung arbeitet seit 1987 mit den Steuerungs- und Kommunikationssystemen.
In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Frequentis sein Advanced Network Management System auch an Vietnam liefern wird, konkret an das Ho Chi Minh Air Traffic Control Centre (ATCC). Dieses ist für eine der verkehrsreichsten Flugregionen in Südostasien verantwortlich. Es bildet einen wichtigen Korridor für internationale Strecken, die Asien, Europa und Australien verbinden.
"In anderen Ländern interessiert man sich für das, was in Deutschland entwickelt wurde – etwa in Brasilien, in Großbritannien oder in Australien", sagte Frequentis-CEO Norbert Haslacher kürzlich dem Handelsblatt.
Im August hatte auch der lettische Flugsicherungsdienstleister LGS Frequentis mit der Modernisierung zentraler Komponenten seiner Air Traffic Management-Infrastruktur beauftragt.
Laut Dr. Reuter Investor Relations investiert Frequentis weiter konsequent in die Forschung und Entwicklung. Künftig sollen beispielsweise KI-basierte Videoanalysen die Fluglotsen noch besser unterstützen – etwa durch die automatisierte Erkennung von Gefahren oder Abweichungen. Der Remote Digital Tower von Frequentis, bei dem die Fluglotsen auch weit entfernt (oder im Konfliktfall in Bunkern) sitzen, beweist seit Jahren, dass die Fernsteuerung jeglicher Flugabläufe effizient und vor allem sicher ist.
Große Aufträge bekamen die Österreicher in diesem Jahr auch von der US-Flugsicherung FAA (Digitalisierung der Boden-Luft-Kommunikation), der spanischen Flugsicherung (Notfall-Kommunikations-System) oder aus Norwegen (Automated-Tower-Lösung). Im Bereich militärische Flugsicherung, die aufgrund der geänderten geopolitischen Lage nun verstärkt im Fokus steht, konnte ein Auftrag der Deutschen Bundeswehr für die Modernisierung des militärischen Radardatennetzes gewonnen werden.
Auch die australische Flugsicherung setzt auf das Fluginformations-Management-System von Frequentis. Das System werde auch die Integration von Drohnen im bodennahen Luftraum unterstützen. Frequentis entwickelte dafür neben drei weiteren Unternehmen ein zugeschnittenes System. Drohnen sind schließlich nicht immer Bedrohung, sondern dienen auch der Kontrolle kritischer Infrastruktur.
Die Zahl der Drohnen auch im österreichischen Luftraum steigt kontinuierlich. Damit Drohnen auch in Zukunft sicher unterwegs sind, braucht es eigene Verkehrsmanagement-Systeme mit automatisierten Lösungen, wirbt Frequentis im Internet. Austro Control setzt dabei auf den Aufbau eines UTM (Unmanned Aircraft System Traffic Management) Systems mit Frequentis.
Die Österreicher bringen sich auch im Bereich Defense für ein nachhaltiges Wachstum in Stellung. Hier dürften hochkarätige Partner wie die Defense-Giganten Lockheed Martin und Thales sowie Tech-Größen wie Oracle und HP helfen.
Unlängst hatte die Sichtung von (feindlichen?) Drohnen unter anderem in Dänemark und Norwegen für große Verunsicherung gesorgt und streckenweise den Luftverkehr lahmgelegt. Die NATO überlegt daher, einen "Drohnenwall" um Europa bzw. dessen Ostflanke aufzubauen. Dabei könnte Frequentis eine Rolle spielen, da das Unternehmen Kommunikations- und Informationssysteme auch für die militärische Flugsicherung anbietet.
Die Aktien des Anbieters von Kommunikations- und Informationssystemen für Flug-Kontrollzentralen sind jedenfalls seit Tagen kaum zu bremsen. Kosteten sie am 22. September noch 58 Euro, schoss der Kurs eine Woche später an der Börse Wien bis auf den neuen Rekord bei 77,20 Euro hoch. Am Mittwoch-Vormittag kostet eine Frequentis-Aktie 74,20 Euro. Seit dem Jahresauftakt haben die Titel damit etwa 167 Prozent gewonnen.
Hinter dem jüngsten Kurssprung bei Frequentis könnte nach Einschätzung von Daniel Lion, Analyst bei Erste Group, auch ein institutioneller Investor stecken, der sich strategisch positioniert. "Viele Länder werden Kommunikationssysteme brauchen, um eine Drohnenabwehr zu koordinieren. Das wird mehr Aufträge für Frequentis bringen", schätzte der Marktbeobachter.
Noch macht das in Wien ansässige Unternehmen Verluste. Im ersten Halbjahr 2025 fuhr Frequentis auf EBIT-Ebene einen operativen Verlust von 4,3 Millionen Euro ein und unter dem Strich einen Konzernverlust von 3,6 Millionen Euro. Der Umsatz stieg hingegen um fast 15 Prozent auf 236,8 Millionen Euro. Der Auftragseingang legte sogar um 35,6 Prozent auf 309 Millionen Euro zu. Das Nettoguthaben erhöhte sich im Berichtszeitraum weiter von 66,6 auf 68,3 Millionen Euro.
Frequentis wächst nun auch im Militärgeschäft, in dem meist hohe Margen erzielt werden können. DER AKTIONÄR hatte die Aktien des österreichischen Unternehmens in Ausgabe 31/2025 (erschienen am 23.Juli), als "Hot Stock der Woche" vorgestellt – damals zum Kurs von 55,80 Euro. Das Kursziel lautet 90 Euro. Die Redaktion sieht derzeit noch ein weiteres Potenzial von gut 20 Prozent.
Frequentis ist auch Teil des 'Depot 2030' im Hot Stock Report. Der erfolgreiche Börsendienst von Tech-Experte Florian Söllner feierte gerade sein zehnjähriges Jubliäum. Seit Kauf Mitte April 2025 beträgt das Plus bereits 88 Prozent.
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Hinweis auf Interessenkonflikte:
Aktien der Frequentis AG befinden sich im 'Depot 2030' des AKTIONÄR HSR.
01.10.2025, 10:55