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Experte Marco Herrmann: „Geld regiert die (Börsen-)Welt“

Experte Marco Herrmann: „Geld regiert die (Börsen-)Welt“
Foto: Börsenmedien AG
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Jochen Kauper 03.06.2017, 08:45 Jochen Kauper

Ohne Moos nichts los. Diesen Spruch kennt jeder und er gilt auch an den Börsen. Deshalb ist es interessant, hin und wieder ein Auge auf die sogenannten Money-Flows zu werfen. Zwei Trends bei den Zuflüssen fallen derzeit besonders auf: Technologie und Europa. Gemäß einer Studie von Merrill Lynch fließt derzeit so viel Geld in Technologieaktien wie seit über 15 Jahren nicht mehr.
„Da wundert es kaum, dass Internetwerte und Halbleiterhersteller wieder zu den herausragenden Performern des Jahres zählen. Ohne die positiven Geschäftsaussichten von Amazon, Apple und Google madig reden zu wollen: kurzfristig riecht es hier schon etwas nach Übertreibung.
Interessanter ist die Wiederentdeckung Europas. Während in den vergangenen zehn Jahren meist US-Aktien die Nase in der jährlichen Performance-Tabelle vorne hatten, wendet sich nun das Blatt. Kontinuierlich flossen in den letzten zwei Monaten Woche für Woche neue Gelder in europäische Aktienfonds. Diese Entwicklung deckt sich mit den Ergebnissen einer Fondsmanager-Umfrage, die ebenfalls von Merrill Lynch erstellt wurde. Die Gewichtung europäischer Aktien wird zu Lasten der USA erhöht. So eine Entwicklung gab es bereits Anfang 2015 im Vorfeld des „Quantitative Easing“-Programms der EZB. Damals kauften internationale Anleger vor allem währungsgesicherte ETFs, um der zu erwartenden Euro-Schwäche zu entgehen. Heuer spielt die Währungsabsicherung keine Rolle, und so verdienen die Euro-Ausländer doppelt – an den Aktienkursen und am stärkeren Euro“ sagt Marco Herrmann, Geschäftsführer der Fiduka Depotverwaltung.

Gute Konjunkturaussichten für die Eurozone
Für diesen neuen Trend gibt es gute fundamentale Gründe. „Zum einen haben sich in der Eurozone die Konjunkturaussichten erkennbar aufgehellt. Hier ist beispielsweise die Stimmung der Einkaufsmanager acht Monate in Folge gestiegen und liegt nun auf dem höchsten Stand seit fünf Jahren. Zum anderen haben die Unternehmen im Rahmen ihrer Quartalsberichterstattung so viel Optimismus verbreitet, dass die Investmentanalysten ihre Gewinnschätzungen in der Breite nach oben revidieren konnten. Eine Tendenz, die wir in Europa seit mehr als fünf Jahren nicht mehr gesehen haben. In der Regel lagen bisher die Erwartungen für die Unternehmensgewinne am Jahresende deutlich unter denen vom Jahresanfang. Hinzu kommt, dass mit den positiven Wahlausgängen in den Niederlanden und in Frankreich nachhaltige EU-Systemrisiken erst einmal nicht zu erwarten sind.

Dagegen scheint in den USA die Euphorie über die vom neuen US-Präsidenten Donald Trump in Aussicht gestellten Steuersenkungen und Konjunkturprogramme verflogen zu sein. Auch wenn ein Amtsenthebungsverfahren so schnell nicht zu erwarten ist, begrenzen die Diskussionen über mögliche Verfehlungen seinen politischen Spielraum. Dies hat auch sein Gutes, denn sein befürchteter Handelsprotektionismus ist nun ebenfalls unwahrscheinlicher geworden.

Börsenkalender rät zur Vorsicht

Europa dürfte also noch etwas länger in der Gunst der Anleger vorne liegen. Der Blick auf den Börsenkalender rät aber zur Vorsicht: „Sell in May and go away!“, heißt es da. Für längerfristig orientierte Anleger gibt es aber keinen Grund zum Aussteigen, denn die aktuell wieder höheren Inflationsraten erleichtern es den Unternehmen, ihre (nominalen) Gewinne zu steigern“, sagt Herrmann.

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