Die Aktie des französischen Satellitenbetreibers Eutelsat, oft als europäische Antwort auf Elon Musks Starlink bezeichnet, ist am Mittwoch kräftig unter Druck geraten. Auslöser war ein Bericht, wonach der japanische Tech-Investor Softbank Bezugsrechte verkauft haben soll. Am Ende stand ein Tagesverlust von 5,7 Prozent.
Laut einem Reuters-Bericht soll Softbank 36 Millionen Bezugsrechte an Eutelsat veräußert haben. Das entspräche rund 26 Millionen Aktien und damit etwa der Hälfte der Beteiligung.
Der Zeitpunkt ist heikel: Eutelsat befindet sich mitten in einer umfassenden Rekapitalisierung. Neben einer bereits abgeschlossenen Kapitalrunde läuft seit Ende November eine umfangreiche Bezugsrechts-Emission. Sie ist Teil eines größeren Pakets, mit dem Eutelsat seine Finanzstruktur stärken und zugleich die Investitionen in das Zukunftsfeld Satelliten-Internet absichern will.
Für kurzfristig orientierte Anleger ist die Gemengelage brisant: Kapitalerhöhungen bedeuten Verwässerung, zugleich können größere Paketbewegungen wie jetzt bei Softbank den Kurs zusätzlich belasten.
Operativ setzt Eutelsat auf OneWeb, den Satelliteninternet-Anbieter, der 2023 mit Eutelsat zusammengeführt wurde. OneWeb betreibt eine Konstellation von mehr als 600 Satelliten im niedrigen Erdorbit – Starlink kommt inzwischen auf über 6.750. Das verdeutlicht das Kernproblem: Starlink hat den massiven Skalenvorsprung, Eutelsat muss sich seine Märkte gezielter suchen.
Politisch ist Eutelsat ein strategisches Asset. Bereits im Juni 2025 wurde eine Kapitalmaßnahme über 1,35 Milliarden Euro bekannt, bei der Frankreich über seine Staatsvehikel mit 29,99 Prozent zur größten Aktionärsgruppe aufsteigen sollte.
Das Narrativ ist klar: Europa will bei sicherheitsrelevanter Satelliten-Kommunikation unabhängiger werden. Gleichzeitig bleibt die Börse gnadenlos: Der Finanzierungsbedarf ist hoch, der Wettbewerb hart, und jede Verwässerungsrunde hält den Druck auf die Bewertung.
Softbanks Schritt ist ein weiteres Warnsignal: Eutelsat wird an der Börse gerade weniger als Wachstumsstory gehandelt, sondern als politisch wichtiger Infrastruktur-Baustein – mit entsprechendem Finanzierungs- und Verwässerungsrisiko. Die Aktie ist eine Wette auf europäische Industriepolitik und einen erfolgreichen Ausbau der Satelliten-Kapazitäten. Anleger beobachten diese Wette aktuell lieber von der Seitenlinie.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Eutelsat.
03.12.2025, 20:51