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07.07.2018 Marion Schlegel

Dividenden-Perle Roche: Tal durchschritten

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Roche

Als „König der Krankheiten“ bezeichnete ein Chirurg aus dem 19. Jahrhundert einst den Krebs. Mehr als ein Jahrhundert später gilt diese Beschreibung leider noch immer. Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in der industrialisierten Welt, Tendenz steigend. Die Forschung läuft jedoch auf Hochtouren. In den vergangenen Jahren wurden zum Teil bedeutende Fortschritte erzielt. Der weltweit führende Anbieter von Krebsmedikamenten ist der Schweizer Pharmakonzern Roche. In den vergangenen Jahren hat die Aktie allerdings deutliche Verluste einstecken müssen. DER AKTIONÄR verrät die Gründe dafür und warum Anleger gerade jetzt bei dem Wert zugreifen sollten.

Umsatzeinbrüche bei Top-Produkten

Für schlechte Stimmung bei Roche sorgte die Tatsache, dass die drei wichtigsten Umsatzbringer fast gleichzeitig ihren Patentschutz verlieren. Mit Avastin, Herceptin und Rituxan stellte Roche im vergangenen Jahr drei der fünf weltweit umsatzstärksten Krebsmedikamente (siehe Grafik links unten). Doch im Pharmageschäft haben Verkaufserfolge ein Ablaufdatum. Für alle drei Milliarden-Krebsarzneien drängen günstigere Nachahmermedikamente auf den Markt. Doch dies ist im Kurs von Roche längst eingepreist. Viel wichtiger ist deswegen ein Blick auf die neuen Medikamente sowie die Pipeline. Können diese den Umsatzeinbruch der alten Mittel kompensieren oder sogar überkompensieren, ist das Papier von Roche auf dem aktuellen Niveau klar unterbewertet. Roche-Chef Severin Schwan gibt sich zuversichtlich, die Einbußen wettmachen zu können.

Neuer großer Hoffnungsträger

Allein in den vergangenen zwei Jahren hat Roche sechs neue vielversprechende Präparate auf den Markt gebracht, darunter Tecentriq, das in Zukunft eines der wichtigsten Krebsmedikamente für Roche werden könnte. Es ist Roches erstes Mittel einer vollkommen neuen Art: der Krebs-Immuntherapie. Im Gegensatz zu klassischen Wirkstoffen wie Herceptin wirkt Tecentriq nicht direkt gegen den Krebstumor, sondern aktiviert das körpereigene Immunsystem, das dann die Tumorzellen angreift. Seit 2016 ist es in den USA zur Behandlung von metastasierendem Blasenkrebs und bestimmten Lungenkrebsarten zugelassen. Im ersten vollen Jahr nach der Zulassung generierte Roche damit Einnahmen von rund 538 Millionen Dollar, 2019 könnten bereits Umsätze von rund zwei Milliarden Dollar damit erzielt werden. Bis 2022 trauen Experten dem Mittel sogar Umsätze von fünf Milliarden Dollar zu. Damit wird Tecentriq in die Top Ten der Krebsmittel weltweit vorstoßen. Zuletzt konnte Roche einen weiteren Erfolg verbuchen: In Kombination mit Avastin (Bevacizumab), Paclitaxel und Carboplatin (Chemotherapie) hat Tecentriq als Erstlinientherapie für Patienten mit metastasierendem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) von der US-Zulassungsbehörde FDA den Priority Review Status, also ein beschleunigtes Zulassungsverfahren, erhalten. Eine Entscheidung soll bis zum 5. September 2018 fallen. Zahlreiche weitere vielversprechende Kombinationsstudien laufen.

Extrem stark entwickelte sich zuletzt mit dem Brustkrebsmittel Perjeta ein weiteres erst vor wenigen Jahres zugelassenes Produkt. Mehr als zwei Milliarden Dollar spülte das Mittel 2017 in die Kasse der Schweizer und war damit viertstärkster Umsatzgenerator. Bis 2019 dürften die Einnahmen damit auf rund 3,5 Milliarden Dollar steigen.

Auch in anderen Segmenten stark

Zudem ist Roche auch außerhalb des Krebsbereichs mittlerweile immer besser positioniert. So stiegen die Umsätze mit Actemra, einem Mittel insbesondere gegen rheumatoide Arthritis, weltweit um 14 Prozent auf 2,04 Milliarden Dollar. Und auch die beiden neuen Mittel Ocrevus gegen Multiple Sklerose (MS) und Hemlibra gegen die Bluterkrankheit entwickeln sich vielversprechend. Ocrevus ist nicht nur das effektivste derzeitige Medikament gegen die schubförmig verlaufende Form von MS, sondern auch das einzige zugelassene Präparat für die primär progrediente MS. Roche sollte sich damit einen großen Teil dieses 20 Milliarden Dollar schweren Marktes sichern können.

Dementsprechend zuversichtlich blickt Roche-CEO Schwan nun auch auf das laufende Jahr. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach neuen Medikamenten hat Roche zuletzt den Ausblick für das Gesamtjahr erhöht. Die Schweizer erwarten nun ein Verkaufswachstum im tiefen einstelligen Bereich.

Nicht zu vergessen ist zudem die breite Pipeline, die Roche auch in Zukunft weiteres Wachstum bescheren dürfte. Insgesamt zählt diese 72 neue Wirkstoffmoleküle, die in Hunderten von Studien aller Phasen getestet werden. Verstärken wird sich Roche mit dem einen oder anderen Zukauf wie zuletzt Ignyta, das ein Mittel gegen eine seltene Form von Lungenkrebs entwickelt.

Langfristige Kaufchance

Der wegbrechende Umsatz durch Nachahmerprodukte ist im Kurs von Roche längst eingepreist. Die zuletzt neu eingeführten Medikamente sowie einige weitere hochinteressante Produkte aus der Pipeline haben aber das Zeug dazu, in Zukunft positiv zu überraschen. Insbesondere im Bereich der Kombitherapien laufen einige vielversprechende Studien. Tecentriq könnte ein neuer Basisbaustein für die künftige Behandlung verschiedenster Krebsarten werden. Nicht zu vergessen außerdem: die attraktive Dividendenrendite von derzeit 3,7 Prozent.

Hinweis: Es handelt sich um Auszüge aus einem Artikel in der AKTIONÄR-Ausgabe 20/2018, welche hier bequem als Download zur Verfügung steht.

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