Nach zähem Ringen ist nun der Durchbruch geschafft: Die Commerzbank und ihr Betriebsrat haben eine Entscheidung gefällt, die den Konzern für Jahre prägen dürfte. Anleger und Mitarbeiter blicken gleichermaßen gespannt auf den Schritt, der das Kräfteverhältnis im deutschen Finanzsektor neu ordnen könnte.
Die Commerzbank kann ihre Pläne zum Abbau von mehreren Tausend Stellen in Deutschland umsetzen. Nach wochenlangen Verhandlungen hat der Gesamtbetriebsrat den Teilinteressenausgleichen für die einzelnen Fachbereiche zugestimmt.
Bereits im Mai war ein Rahmensozialplan verabschiedet worden, der unter anderem Gehaltssicherung und Freiwilligkeit bei Versetzungen vorsieht. Damit ist der Weg frei für den größten Personalumbau seit Jahren.
Bis Ende 2027 sollen rund 3.900 Vollzeitstellen entfallen, davon 3.300 allein in Deutschland. Um Kündigungen zu vermeiden, setzt das Management vor allem auf Altersteilzeit und Vorruhestandsregelungen. Gleichzeitig baut die Bank an günstigeren Standorten wie Polen und Asien neue Kapazitäten auf. Der weltweite Personalbestand soll bei etwa 36.700 Vollzeitkräften weitgehend stabil bleiben.
Der Konzern steht damit unter doppeltem Druck: Einerseits müssen Kosten gesenkt und die Profitabilität gesteigert werden, andererseits gilt es, die Unabhängigkeit gegenüber der italienischen Großbank UniCredit zu verteidigen. Diese hat ihren Anteil an der Commerzbank auf gut 26 Prozent ausgebaut und kündigte jüngst an, die Beteiligung bis Jahresende auf rund 30 Prozent erhöhen zu wollen. Damit würde Unicredit gesetzlich verpflichtet, ein offizielles Übernahmeangebot vorzulegen.
Commerzbank-Vorstand, Betriebsrat und auch die Bundesregierung lehnen die Pläne von UniCredit-Chef Andrea Orcel bislang strikt ab. Befürchtet wird, dass eine Fusion mit der italienischen Bank, die in Deutschland bereits mit der Hypovereinsbank präsent ist, zu weiterem Stellenabbau und Filialschließungen führen könnte.
Für Anleger bleibt die Lage spannend: Mit dem Stellenabbau will die Commerzbank ihre Kostenbasis verschlanken und sich gegen eine feindliche Übernahme wappnen. Gelingt dies, könnte der Konzern in den kommenden Jahren wieder an Wettbewerbsstärke gewinnen. Charttechnisch testet die Aktie gerade eine wichtige Marke. Hier erfahren Sie, was Anleger bei der Commerzbank aktuell alles besonders im Auge haben müssen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
11.09.2025, 14:29