Mit der BP-Aktie ging es in der vergangenen Handelswoche wieder etwas bergab. Zum einen entweicht allmählich wieder die Übernahme-Fantasie, nachdem vor zwei Wochen die Nachrichtenagentur Bloomberg über eine mögliche Akquisition durch den größeren Konkurrenten Shell berichtete. Zudem gaben die Ölpreise in den vergangenen Tagen wieder nach.
Am Freitag hatten sich die Ölpreise immerhin nach den deutlichen Verlusten am Donnerstag wieder stabilisiert. Zum Wochenanfang hatte noch eine Annäherung der USA und China in deren Handelsstreit die Konjunktursorgen vieler Investoren etwas gemildert und die Ölpreise waren in der Folge gestiegen. Mittlerweile aber werde die Zoll-Entspannung zwischen China und den USA einem Realitätscheck unterzogen, hatte Marktexperte Stephen Innes von SPI Asset Management am Donnerstag geschrieben. So hatten China und die USA zwar eine Senkung ihrer gegenseitigen Zölle beschlossen, allerdings gilt die Regelung erst einmal nur vorübergehend für 90 Tage - damit bleibt Ungewissheit.
Händler verwiesen mit Blick auf die deutlichen Verluste am Donnerstag zudem auf Signale des Ölstaates Iran, im Gegenzug für eine Erleichterung bei Sanktionen im Atomstreit mit den Vereinigten Staaten Zugeständnisse zu machen. Im Falle einer Vereinbarung könnte das Ölangebot auf dem Weltmarkt steigen. Entsprechend waren die Ölpreise abgesackt.
Robert Rennie, Leiter der Rohstoffforschung bei Westpac Banking, wollte die Auswirkungen des iranischen Ölangebotes nicht überbewerten. Ein Abkommen könnte die Exporte des Landes um 200.000 bis 300.000 Barrel pro Tag erhöhen, was nicht enorm sei. Der Experte blieb bei seiner Ansicht, dass der Brent-Preis in den kommenden Wochen in einem Bereich von etwa 60 bis 65 Dollar verharren sollte.
Es bleibt dabei: Vom Ölmarkt kommen derzeit kaum Impulse für den Aktienkurs von BP, das nun wieder verstärkt auf fossile Energien setzen will. Zudem taugen die von CEO Murray Auchincloss favorisierten Aktienrückkäufe derzeit lediglich der Kurskosmetik. Mittel- bis langfristig schadet diese kurzsichtige Firmenpolitik dem Unternehmen, dessen Schulden zuletzt weiter gestiegen sind, vermutlich eher. Wer bei der günstig bewerteten BP-Aktie bereits investiert ist, kann aber nach wie vor dabeibleiben. Der Stoppkurs sollte bei 3,50 Euro belassen werden.
Enthält Material von dpa-AFX