Der US-Flugzeugbauer Boeing hat im zweiten Quartal ein Stück weit Boden gutgemacht. Umsatz, Auslieferungen und Cashflow fielen besser aus als erwartet. Doch von einer echten Trendwende kann keine Rede sein. Die Aktie zeigt sich entsprechend volatil.
Mit 22,8 Milliarden Dollar setzte Boeing gut 35 Prozent mehr um als im Vorjahr – Analysten hatten mit weniger gerechnet. Der Verlust sank auf 612 Millionen Dollar, nach 1,4 Milliarden im Vorjahr. Der freie Barmittelabfluss betrug rund 200 Millionen Dollar – erwartet worden war fast das Neunfache.
Strukturelle Probleme bleiben ungelöst
Seit dem Beinahe-Unglück Anfang 2024 – einem herausgerissenen Rumpfteil bei einer 737 Max – steht Boeing unter besonderer Aufsicht der US-Luftfahrtbehörde FAA. Die Monatsproduktion des Modells ist auf 38 Maschinen gedeckelt. Ob und wann die Genehmigung für eine Erhöhung auf 42 Einheiten kommt, ist offen.
Auch andere Baustellen bleiben ungelöst: Die Zulassungen für die Varianten Max 7 und Max 10 sowie für den modernisierten Großraumjet 777X verzögern sich weiter – teilweise bis 2026. Boeing arbeitet nach eigenen Angaben unter anderem an einem verbesserten Enteisungssystem für die Triebwerke.
Die Krise hat Folgen für die gesamte Luftfahrt: Airlines warten weiter auf dringend benötigte Jets. Da Airbus mit seiner A320neo-Familie bis weit ins nächste Jahrzehnt ausgebucht ist und Chinas Comac C919 bislang nur lokal eingesetzt werden darf, fehlt es an Alternativen. Das verschärft die Lage zusätzlich.
Für etwas Erleichterung sorgt immerhin die Beilegung des Zollstreits zwischen den USA und der EU – der Im- und Export von Flugzeugen und Komponenten bleibt zollfrei.
Die Boeing-Aktie hat sich in den vergangenen Monaten deutlich erholt und erreichte nun ein neues Jahreshoch bei knapp 245 Dollar. Nach Vorlage der Quartalszahlen kam es jedoch zu einem intraday-Reversal: Die Aktie rutschte von ihrem Tageshoch deutlich ab. Der Bereich um 245 Dollar dient nun als kurzfristiger Widerstand. Unterstützungen liegen bei 230 und 220 Dollar. Erst ein stabiler Ausbruch über das Hoch würde neues Momentum freisetzen.
Die Zahlen zeigen Fortschritte, aber die strukturellen Probleme sind gravierend. Boeing bleibt tief in der Krise. DER AKTIONÄR bevorzugt deshalb weiterhin Airbus – operativ solider, planbarer in der Fertigung und mit klarerer Perspektive.
29.07.2025, 17:05