Der amerikanische Luft- und Raumfahrt-Konzern kann sich über mehrere Verteidigungs-Aufträge im Gesamtwert von fast zehn Milliarden Dollar freuen. Die Boeing-Aktie setzt sich am Mittwoch deshalb an die Spitze des Dow Jones. Doch bis die Boeing-Welt auch charttechnisch wieder glänzt, wird es wohl noch dauern.
Die US Air Force hat Boeing einen Auftrag im Wert von 2,47 Milliarden US-Dollar für 15 weitere Luftbetankungs-Flugzeuge vom Typ KC-46A Pegasus erteilt. Das US-Kriegsministerium (gewöhnungsbedürftiger Name) hatte Boeing bereits im vergangenen Jahr einen ähnlichen Auftrag über 15 dieser Flugzeuge im Wert von 2,38 Milliarden US-Dollar erteilt. Im August hatte auch das israelische Verteidigungsministerium zwei der Tankflugzeuge für rund 500 Millionen Dollar gekauft.
Der neue Auftrag hat ein Volumen von 2,47 Milliarden Dollar. Die Zahl der fest bestellten KC-46A steigt damit auf insgesamt 183. Die Air Force hat bislang 98 KC-46A Pegasus übernommen.
In der Vergangenheit hatte die KC-46A mit zahlreichen Problemen zu kämpfen, darunter Fremdkörper, Qualitätsprobleme bei Zulieferern und Mängel.
Kürzlich erteilte das US-Kriegsministerium Boeing bereits einen Festpreisvertrag über 4,69 Milliarden Dollar für neue AH-64E Apache Kampfhubschrauber sowie Longbow-Besatzungstrainer und zugehörige Komponenten. Der Vertrag umfasst auch Ersatzteile und Zubehör und läuft bis Mai 2032.
Finanziert wird das Projekt über ausländische Militärverkäufe (Foreign Military Sales) an Polen, Ägypten und Kuwait, wobei von der Gesamtsumme bereits 2,3 Milliarden Dollar fest zugesagt sind. Insgesamt summieren sich die neuen Militär-Aufträge auf 9,5 Milliarden Dollar.
Die Boeing-Aktie setzt ihre jüngste Erholung am Mittwoch fort. In der ersten Handelshälfte verbessert sich der Wert an der Dow-Jones-Spitze zeitweilig um gut zweieinhalb Prozent auf 187,12 Dollar.
Der Chart zeigt, dass sich die Boeing-Aktie von ihren tiefsten Ständen seit April nach oben absetzen möchte. Doch das Zwischenhoch aus Februar um die 187-Dollar-Marke wird nicht leicht zu überwinden sein. Und dann deutet sich ja allmählich auch ein "Death Cross" an. Noch im Dezember oder im Januar wird wahrscheinlich die 50-Tage-Linie den GD200 von oben schneiden – oft ein Zeichen für kurzfristig weiter fallende Kurse.
Analyst Gavin Parsons von der Schweizer Großbank UBS bleibt optimistisch. Erst am Dienstag hat er seine Einstufung für Boeing auf "Buy" mit einem Kursziel von 275 US-Dollar bestätigt. Parsons wertete Flugdaten zu den Dreamlifter-Transportern des Flugzeugbauers aus, in denen er einen Zusammenhang zur Produktion des 787-Dreamliner sieht. Boeing arbeite wahrscheinlich daran, beim 787-Jet Lagerbestände abzubauen, aber das sollte sich seiner Einschätzung nach im nächsten Jahr normalisieren.
Boeing bemüht sich nach Kräften, das in den vergangenen Jahren von Unfällen und Qualitätsmängeln belastete Geschäft wieder nach vorne zu bringen. Die Aufträge vom Militär sind stabilisierende Faktoren. Letztlich wird es aber noch Monate oder gar Jahre dauern, bis Boeing wieder voll wettbewerbsfähig ist. Bis auf Trading-Chancen sieht DER AKTIONÄR wenig Potenzial. Unverändert bleibt der europäische Boeing-Konkurrent erste Wahl für Anleger.
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26.11.2025, 18:40