Die Automobilbranche steht vor vielen Problemen: Wie eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY belegt, sind die Gewinne der großen Autobauer im ersten Halbjahr eingebrochen. Für Europas Hersteller rund um VW, Mercedes und Co gibt es noch einen weiteren Belastungsfaktor – das Verbrenner-Aus 2035 verursacht hohe Kosten. Inzwischen wächst der Widerstand daher merklich.
Die Bilanz der weltgrößten Autobauer ist alarmierend: Laut EY-Studie sank der operative Gewinn der neunzehn größten Hersteller im ersten Halbjahr um fast 50 Prozent auf 42,8 Milliarden Euro. Während die Umsätze stagnierten, kämpften die Konzerne mit schwacher Nachfrage nach E-Autos, intensivem Preiswettbewerb und Zusatzbelastungen durch Rückrufe und Lieferkettenstörungen. „Für viele Hersteller steht das komplette Geschäftsmodell auf dem Spiel“, warnt EY-Experte Constantin Gall.
Besonders in China wenden sich Käufer zunehmend heimischen Marken zu, was die Lage für westliche Produzenten verschärft. Gall erwartet keine schnelle Besserung und fordert eine Straffung der Modellpaletten sowie mehr Fokus auf rentable Segmente.
Parallel sorgt die politische Debatte um das Verbrenner-Aus ab 2035 für neuen Druck. Vergangene Woche bekannte sich die EU zu ihren Plänen, erklärte die Abkehr vom Verbrenner sei bis 2035 machbar. In Deutschland wächst unterdessen die Kritik: Unionsfraktionschef Jens Spahn fordert in einem geplanten Automobildialog Technologieoffenheit und mehr Flexibilität bei Flottengrenzwerten.
Auch auf Landesebene warnen Politiker vor möglichen Folgen: Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies, der einen der zwei Aufsichtsratsplätze des Landes bei Volkswagen bekleidet, hält das Aus für „unrealistisch“ und plädiert für synthetische Kraftstoffe und Plug-in-Hybride über 2035 hinaus. Ähnlich äußerten sich in der Vergangenheit auch Markus Söder und Baden-Württembergs CDU-Chef Manuel Hagel.
Europas Autobauer stehen von mehreren Seiten unter Druck: Wirtschaftlich durch Gewinneinbrüche und die Konkurrenz aus China – politisch durch die Debatte zur Zukunft des Verbrenners. Mit den richtigen Werten bieten sich Anlegern dennoch Chancen. DER AKTIONÄR favorisiert BMW und setzt im Depot auf den Turnaround bei der Porsche AG.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz, Volkswagen Vz., Porsche AG, Stellantis.
15.09.2025, 11:40