Vielleicht noch vor einer drohenden Milliardenstrafe ist momentan vor allem ein Thema kursbelastend für die Alphabet-Aktie: Konkurrenz im Kerngeschäft durch KI. Wird die klassische Suche bald der Vergangenheit angehören – und die Alphabet-Tochter Google deswegen künftig drastische Gewinneinbußen hinnehmen müssen?
Bei der Investmentbank Truist bleibt man im Vorfeld der Q2-Zahlen optimistisch. Truist bestätigt das Kursziel von 200 Dollar und stuft Alphabet weiterhin mit „Kaufen“ ein. Die Analysten erwarten „gesunde“ Quartalszahlen – insbesondere im Suchmaschinengeschäft. Trotz wachsender Konkurrenz durch KI-basierte Suchalternativen sieht Truist eine anhaltend starke Nachfrage nach Google Search. Zudem dürfte der Rückenwind durch den schwächeren Dollar das Zahlenwerk unterstützen.
Bedenken, dass Google beim Thema KI-Suche Marktanteile verliert, seien zwar im Kurs eingepreist – doch Truist bleibt überzeugt: „Die KI-Suche bleibt der Kampf, den Google nur selbst verlieren kann.“
Alphabet arbeitet selbst an KI-Lösungen und hatte zuletzt auf anhaltendes Wachstum bei Suchanfragen verwiesen.
Neue Entwicklung im Milliarden-Prozess
Unterdessen befasst sich der Europäische Gerichtshof mit dem Vorwurf, Google habe seine marktbeherrschende Stellung bei Android-Smartphones missbraucht. Laut der Generalanwältin Juliane Kokott seien Googles Einsprüche gegen die 2018 verhängte Milliardenstrafe „unbegründet“. Sie empfiehlt den Richtern, die bereits auf rund 4,1 Milliarden Euro reduzierte Strafe zu bestätigen.
Laut Reuters hat Google inzwischen neue Änderungen an der Darstellung seiner Suchergebnisse vorgeschlagen. Nächste Woche soll es dazu einen Workshop mit Wettbewerbern und der Kommission in Brüssel geben.
Ob diese Maßnahmen ausreichen, bleibt offen. Alphabet wird für seine Marktstellung womöglich teuer bezahlen müssen – zumindest in Europa.
Charttechnisch zeigte sich zuletzt wieder eine Aufwärtstendenz. Die Aktie notiert über der – steigenden – 50-Tage-Linie und hat seit April wieder einen Aufwärtstrend ausgebildet. Ein Widerstand lauert derzeit allerdings bei 180 Dollar, und die Aktie ist noch ein Stück von ihrem Allzeithoch entfernt. DER AKTIONÄR hatte den Rücksetzer neulich im Heft zum Wiedereinstieg empfohlen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Alphabet (A).
02.07.2025, 17:23