Der chinesische E-Commerce-Riese nimmt Amazon ins Visier: Alibaba versucht, etablierte Marken aus dem Amazon-Kosmos auf seine internationale Plattform AliExpress zu locken. Das Ziel: mehr Reichweite, mehr Umsatz und endlich spürbare Fortschritte auf westlichen Märkten.
Nach Informationen von Bloomberg will AliExpress große Marken mit zwei entscheidenden Vorteilen überzeugen: niedrigeren Versandkosten und geringeren Verkaufsgebühren im Vergleich zu Amazon. Parallel sollen auch bekannte Anbieter von Alibabas heimischer Plattform Tmall eingebunden werden.
Bislang ist AliExpress vor allem in Schwellenländern wie Lateinamerika und Teilen Europas präsent. In den USA dagegen konnte sich die Plattform trotz eines früheren Vorstoßes nie wirklich durchsetzen. Die damalige US-Website wurde nach kurzer Zeit wieder verkauft. Doch die jüngsten Erfolge der Rivalen Temu (PDD Holdings) und Shein scheinen Alibaba neues Selbstvertrauen zu geben.
Marken wie Xiaomi oder der Spielwarenhersteller Pop Mart sind bereits auf AliExpress vertreten. Nun sollen weitere international bekannte Labels folgen. Um das zu erreichen, hat Alibaba Insidern zufolge keine Kosten gescheut: Für den Preiskampf im Heimatmarkt gegen JD.com hat der Konzern zuletzt umgerechnet rund sieben Milliarden Dollar an Subventionen freigemacht.
Spannender Zeitpunkt
Die neue Initiative fällt in eine Phase, in der das internationale Geschäft für Alibaba deutlich an Bedeutung gewinnt. Im letzten Quartal meldete der Bereich ein Umsatzwachstum von 19 Prozent. Allerdings werden noch Verluste geschrieben.
Geopolitisch könnte der Zeitpunkt brisant sein. US-Präsident Donald Trump hat jüngst die Zölle auf kleine Pakete aus China erhöht – eine direkte Belastung für Player wie AliExpress, Temu und Shein. Um konkurrenzfähig zu bleiben, greifen diese Anbieter nun verstärkt zu Rabatten.
Trotzdem hält Alibaba an seiner Doppelstrategie fest: Einerseits Investitionen in Künstliche Intelligenz als Zukunftsfeld, andererseits die Rückbesinnung auf das Kerngeschäft Handel. Firmengründer Jack Ma persönlich soll sich zuletzt stärker eingemischt haben, um die Expansion voranzutreiben.
Diesmal setzen die Chinesen nicht nur auf Billigware, sondern auf Marken. Für Anleger bleibt spannend, ob der neuerliche Anlauf in den USA und Europa gelingt. DER AKTIONÄR war vor wenigen Wochen im Heft auf die Rally bei Alibaba aufgesprungen – Anleger liegen bereits prozentual zweistellig im Plus.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Alibaba Group.
22.09.2025, 21:57