Zu Handelsbeginn in den USA sacken Alphabet und Amazon zumindest kurzzeitig jeweils rund ein Prozent ins Minus. Grund ist wohl eine neue Baustelle für Big Tech: Die Verbraucherschutzabteilung der US-Behörde Federal Trade Commission (FTC) untersucht, ob Amazon und Alphabet (Google) Werbekunden bei Suchanzeigen über Bedingungen und Preise in die Irre geführt haben.
Im Fokus stehen Transparenzpflichten bei Auktionsmechanismen und Preisbildung – ein weiterer Regulierungsangriff, während die Tech-Chefs um politischen Rückhalt buhlen.
Kern der Prüfung sind die Echtzeit-Auktionen, über die Google Suchanzeigen und Amazon „Sponsored Listings“ innerhalb von Millisekunden ausspielen. Bei Amazon interessiert die FTC insbesondere mögliche „Reservepreise“ (Preisuntergrenzen), die Werber erfüllen müssen, damit eine Anzeige überhaupt gebucht wird.
Bei Google geht es um interne Preisprozesse und die Frage, ob Kostensteigerungen ohne ausreichende Offenlegung an Kunden weitergereicht wurden.
Nicht die ersten Fälle
Brisant: Parallel laufen bereits große Verfahren. In zwei Justizministeriumsklagen befanden Richter, Google halte illegale Monopole im Bereich Online-Suche und in Teilen der Suchwerbung sowie bei Ad-Tech-Tools. Zudem hatte Google 2020 offengelegt, dass weniger Detaildaten mit Werbekunden geteilt werden – aus Sicht von Wettbewerbshütern zum Nachteil der Werbetreibenden.
Bei Amazon wiederum mündeten frühere FTC-Ermittlungen in weitere Verfahren: Noch im September startet ein Prozess zur Prime-Kündigung. Ein großer Kartellfall zum Online-Marktplatz ist für Anfang 2027 terminiert.
Digitalwerbung dominiert den Werbemarkt; Google ist Nummer eins, Amazon die Nummer drei. Allein Amazons Ads-Sparte setzte zuletzt rund 56 Milliarden Dollar um. Sollten die Ermittlungen zu strengeren Offenlegungspflichten oder Eingriffen in Auktionsdesigns führen, könnten Klickpreise, Margen und die Planbarkeit für Werbekunden beeinflusst werden.
Der regulatorische Gegenwind nimmt zu. Die Untersuchungen laufen und könnten sich ausweiten. Kurzfristig drohen vor allem zusätzliche Compliance-Kosten und mehr Transparenzpflichten. Mittelfristig könnten Änderungen an Auktionsparametern die Monetarisierung dämpfen. Für Investoren heißt das: Das strukturelle Wachstum im Digital-Ad-Markt bleibt intakt, aber das regulatorische Risiko bei Google und Amazon steigt. Einen größeren Kursabschlag dürfte die aktuelle Entwicklung jedoch erst einmal nicht rechtfertigen. DER AKTIONÄR bleibt bei seinen Kaufempfehlungen für Alphabet und Amazon.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Aktien der Amazon befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Alphabet (A), Amazon.
12.09.2025, 16:54