Die EU und die USA stecken mitten in heißen Handelsgesprächen. Für Brüssel steht dabei einiges auf dem Spiel: Scheitern die Gespräche, drohen ab dem 1. August Strafzölle von bis zu 30 Prozent auf europäische Produkte. Nun zeichnet sich eine mögliche Entspannung ab: US-Präsident Donald Trump hat seine Bedingung für den Deal gestellt.
Bei einem KI-Event erklärte Trump: „Wenn sie zustimmen, die Union für amerikanische Unternehmen zu öffnen, dann werden wir einen niedrigeren Zoll erheben.“ Die Gespräche seien in einer entscheidenden Phase. Die Äußerungen deuten darauf hin, dass Washington bereit wäre, auf die angekündigte Erhöhung der Importzölle auf bis zu 30 Prozent abzumildern – sofern Brüssel wirtschaftliche Zugeständnisse macht.
Bereits zuvor hatte die Financial Times berichtet, die EU und die USA stünden kurz vor einem Deal, der eine pauschale Zollhöhe von 15 Prozent auf bestimmte Produkte festlegen würde. Der Rahmen dieser Vereinbarung orientiere sich an einem ähnlichen Abkommen, das Trump kürzlich mit Japan abgeschlossen hatte. Im Gegenzug würden Zölle auf ausgewählte Waren – darunter Flugzeuge, medizinische Geräte und Spirituosen – komplett entfallen.
Wie die FAZ schreibt, wäre Brüssel bereit, einen generellen US-Basiszoll von 15 Prozent auf nahezu alle Warengruppen zu akzeptieren – darunter auch Autos, Autoteile und pharmazeutische Produkte. Bislang unterliegen importierte Pkw einem erhöhten Sonderzollsatz von 25 Prozent. Für Stahl und Aluminium jedoch sollen weiterhin deutlich höhere Zölle von 50 Prozent gelten. Die Informationen stammen aus einem vertraulichen Gespräch zwischen EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič und dem US-Handelsminister Howard Lutnick
Die US-Regierung trat diesen Berichten jedoch entgegen. Präsidialamtssprecher Kush Desai bezeichnete sie als „Spekulation“ und stellte klar, dass nur der Präsident selbst ein Handelsabkommen bestätigen kann. Eine offizielle Einigung liege nicht vor.
Merz ist zuversichtlich
Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz äußerte sich zuletzt vorsichtig optimistisch. Vor einem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte er: „Wir hören in diesem Moment, dass es eine Entscheidung zum Handel geben könnte.“
Sollte es keine Einigung geben, plant die EU Vergeltungszölle im Wert von 93 Milliarden Euro. Auch das bislang ungenutzte Anti-Coercion-Instrument (ACI) – ein wirtschaftliches Sanktionsmittel – könnte aktiviert werden. Es erlaubt unter anderem den Ausschluss von US-Firmen aus öffentlichen Ausschreibungen sowie Einschränkungen beim Schutz geistigen Eigentums.
Die Aussicht auf eine Einigung gab den Märkten Auftrieb. Am Mittwoch beflügelte bereits der Zolldeal zwischen den USA und Japan besonderes die deutschen Autobauer. Sollte der Deal stattfinden, wäre es ein Befreiungsschlag für Europas Exportindustrie und ein potenzieller Treiber für zyklische Aktien in beiden Regionen. DER AKTIONÄR hält Sie auf dem Laufenden.
24.07.2025, 09:22