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30.09.2022 Thomas Bergmann

DAX kämpft – bald umsonst?

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DAX

Am Freitag behauptet sich der deutsche Aktienmarkt die meiste Zeit über der psychologisch wichtigen 12.000-Punkte-Marke. Doch ungeachtet der jüngsten Jahrestiefs müssen sich die Anleger zunächst wohl auf weitere Verluste an den Börsen einstellen. Die neuesten Inflationsdaten machen wenig Mut.

Am Vormittag gab es neue Inflationsdaten aus der Eurozone. Demnach erhöhten sich im September die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,0 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat in Luxemburg mitteilte. Es ist der stärkste Anstieg seit Einführung des Euro als Buchgeld im Jahr 1999. Analysten hatten mit einer Inflationsrate von 9,7 Prozent gerechnet. Im Vormonat waren die Verbraucherpreise um 9,1 Prozent gestiegen, schon das war ein Rekord gewesen.

Getrieben wurde die Teuerung abermals durch den sehr starken Anstieg der Energiepreise, die sich zum Vorjahresmonat um 40,8 Prozent erhöhten. Auch Lebens- und Genussmittel verteuerten sich mit 11,8 Prozent deutlich.

Die höchsten Inflationsraten im Währungsraum wiesen mit mehr als 20 Prozent erneut die drei baltischen Staaten auf. So stiegen die Verbraucherpreise in Estland um 24,2 Prozent, in Litauen um 22,5 und in Lettland um 22,4 Prozent. In Deutschland betrug die nach europäischen Standards berechnete Inflationsrate 10,9 Prozent.

Angesichts von Wirtschafts-, Inflations- und Zinssorgen sowie der Energiekrise "wundert es nicht, dass die Anleger Sicherheit suchen und Aktien meiden", schreibt Aktienstratege Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen in seinem Ausblick auf die neue Woche. Auch vor diesem Hintergrund sei der September als der im langfristigen Durchschnitt schlechteste Börsenmonat "seinem Ruf abermals gerecht geworden". Reinwands Kollege Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg befürchtet, dass "in den bereits markant gesunkenen Kursen zwar schon vieles verarbeitet ist, aber wohl längst noch nicht alles".

Etwas Hoffnung auf Besserung schürt der Blick in die Vergangenheit. Denn "mit den Monaten Oktober bis Dezember steht nun das typischerweise beste Quartal des Börsenjahres bevor", so Streich. Allerdings begännen die Analysten gerade erst mit der Senkung ihrer Schätzungen für die Unternehmensgewinne. Und da die Prognosen deutlich nach unten revidiert werden dürften, seien die derzeitigen Bewertungen sogar noch schmeichelhaft. Reinwand hält ebenfalls einen weiteren Rückgang des DAX für möglich, wenngleich deutsche Standardwerte auf Basis gängiger Bewertungskennziffern bereits klar unterbewertet seien.

"Derzeit gibt es an den Kapitalmärkten kaum Lichtblicke", konstatiert Andrew Pease, Investmentexperte beim US-Anlage- und Beratungsunternehmen Russell Investments. Vorsichtig optimistisch für die weitere Entwicklung stimmt ihn aber die bereits sehr negative Anlegerstimmung. Diese "könnte ein Indikator dafür sein, dass die Märkte die schlechten Nachrichten bereits eingepreist haben". Dafür spreche etwa der klar überverkaufte Composite Sentiment Index von Russell Investments, der anhand einer Reihe technischer Indikatoren, Positionsdaten und Umfragen die Anlegerstimmung für den marktbreiten US-Aktienindex S&P 500 messe.

Die neue Woche dürfte noch wenig Hinweise darauf liefern, inwieweit die Geschäftszahlen und Ausblicke der Unternehmen die Erwartungen erfüllen: Angesichts der erst anlaufenden Berichtssaison für das vergangene Quartal sieht der Kalender sehr übersichtlich aus. Zu den wenigen Ausnahmen zählen die für Mittwoch angekündigten Angaben des Leasingspezialisten Grenke zum Neugeschäft.

Ebenfalls zur Wochenmitte informiert die britische Supermarktkette Tesco über das erste Geschäftshalbjahr und der französische Luxusgüterhersteller Kering über die Umsatzentwicklung im dritten Quartal. Tags darauf finden Kapitalmarktveranstaltungen des Pharma- und Spezialchemiekonzerns Merck sowie des Rückversicherers Hannover Rück statt.

Etwas praller ist die Konjunkturagenda gefüllt. Am Montag und Mittwoch stehen Einkaufsmanager-Indizes für die Industrie beziehungsweise den Dienstleistungssektor aus der Eurozone, Großbritannien und den USA auf dem Zettel. Traditionell noch mehr Beachtung findet allerdings der monatliche Arbeitsmarktbericht der US-Regierung am Freitag, der die Geldpolitik der US-Notenbank stark beeinflusst. Die Fed hat den soliden Arbeitsmarkt als Argument gegen eine tiefe Rezession angeführt und will mit starken Zinserhöhungen die hohe Inflation in den Griff bekommen. Höhere Zinsen aber lassen Aktien im Vergleich zu Anleihen weniger attraktiv erscheinen.

Bereits am Mittwoch und Donnerstag werden der Arbeitsmarktbericht des Dienstleisters ADP für die Privatwirtschaft sowie die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe veröffentlicht. Sie gelten als Indikatoren für den offiziellen Arbeitsmarktbericht, deren Aussagekraft in der Vergangenheit allerdings unterschiedlich gut war.

DAX (WKN: 846900)

Sollte der DAX die 12.000 noch einmal unterschreiten, dürfte sich die Prophezeiung vieler Experten bewahrheiten, dass der Index in Richtung 11.450 abtaucht. Eine kleine Unterstützung bieten vorher die jüngsten Tiefkurse im Bereich von 11.860.

Etwas Entspannung würde bei Überwinden der ehemaligen Auffanglinie von 12.390 eintreten. Im Moment fehlt allerdings der Glaube daran.

Der DAX ist weiter mächtig angeschlagen. Zwar sind kurzfristige Gegenbewegungen wie nach der BoE-Entscheidung, Gilts zu kaufen, jederzeit möglich, doch tiefere Kurse sind das wahrscheinlichere Szenario.

mit Material von dpa-AFX

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