Bitcoin ist angeschlagen – aber weit entfernt vom K.-o. Seit dem Bruch der wichtigen Unterstützungszone bei 92.000 bis 93.000 Dollar hat sich der Kurs zwar etwas gefangen, doch die Nervosität im Markt bleibt hoch. „Wir sind in einer Phase maximaler Verunsicherung“, sagt Oliver Michel, Vorstand der tokentus investment AG. „Es bilden sich zwei ganz klare Lager: Die einen erwarten den Bärenmarkt – die anderen sehen nur eine technische Bereinigung im laufenden Bullenmarkt.“
Makroökonomisch ist das Umfeld alles andere als einfach. Das FedWatch Tool schlägt aktuell heftig aus – nicht wegen neuer Daten, sondern wegen widersprüchlicher Aussagen einzelner Fed-Mitglieder. Binnen Stunden wechselten die Erwartungen für eine Dezember-Zinssenkung von 27 auf rund 80 Prozent. Auslöser: John Williams, Präsident der New York Fed, sprach öffentlich von „Spielraum“ für eine baldige Senkung. Das zeigt, wie fragil die Gesamtlage ist – und wie stark die Märkte derzeit auf einzelne Sätze reagieren.
Gleichzeitig schieben die US-Indizes nach ihrer jüngsten Atempause wieder an. Nasdaq, S&P 500 und Dow haben die Korrektur sauber durchlaufen, was für Michel ein entscheidender Baustein für die nächste Aufwärtsbewegung ist. Die Korrelation zwischen Bitcoin und Nasdaq liegt mit rund 0,80 auf einem der höchsten Stände der letzten zehn Jahre – beide Märkte bewegen sich nahezu im Gleichschritt.
Charttechnisch ergibt sich ein zweigeteiltes Bild: Im Wochen-Chart bleibt der Trend klar bullisch. Solange das letzte Higher Low bei rund 73.600 Dollar hält, ist der übergeordnete Aufwärtstrend intakt. Die Marktstruktur – Higher Highs, Higher Lows – steht weiterhin. Im Tages-Chart dagegen zeigt sich die Brisanz der Lage deutlicher. Die jüngsten Supports sind gefallen, das Handelsvolumen explodierte am Freitag auf einen der höchsten Werte des Jahres. Hier wird gerade um die nächste große Richtung gekämpft. Und der November wird entscheidend: Ein anhaltend rotes MACD-Histogramm wäre ein Warnsignal. Der RSI im Wochen-Chart dagegen bewegt sich im historisch relevanten Bereich – oft die Zone großer Rebounds.
Auch bei den Altcoins nimmt die Spannung zu. Ethereum und XRP zeigen relative Stärke, halten ihre Ranges sauber und profitieren von neuen Spot-ETFs, die frische institutionelle Nachfrage bringen. Parallel dazu rutscht die Bitcoin-Dominanz seit drei Wochen – ein mögliches Frühzeichen für eine beginnende Altseason.
Trotz aller Fragezeichen bleibt Michel bei seiner Einschätzung: „Kein Bullenmarkt endet in Angst.“ Die technische Lage, die Signale aus den US-Indizes und die anstehenden Makro-Entscheidungen sprechen aus seiner Sicht weiterhin für eine Erholung – und für eine starke Phase der Altcoins, sobald Bitcoin dreht.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin, Ethereum, tokentus investment AG.
25.11.2025, 15:12