Panik in den USA, Schnäppchenjagd in Deutschland. Der aktuelle Wochenbericht von CoinShares offenbart eine tiefe Kluft im Anlegerverhalten. Während die Wall Street nach dem Oktober-Schock weiterhin hunderte Millionen Dollar aus dem Feuer zieht, beweisen deutsche Investoren Nerven aus Stahl – und kaufen antizyklisch den Dip.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: In der vergangenen Woche zogen Anleger 446 Millionen Dollar aus Krypto-Anlageprodukten ab. Es ist die zweite negative Woche in Folge. Damit summieren sich die Abflüsse seit dem Markteinbruch am 10. Oktober auf schmerzhafte 3,2 Milliarden Dollar.
Besonders hart trifft es die Platzhirsche. Bitcoin-Produkte bluteten 443 Millionen Dollar aus, während Ethereum-Fonds ein Minus von 59 Millionen Dollar verzeichneten. Der Grund: Das Sentiment ist nach wie vor angeschlagen. Der „Flash Crash“ im Oktober, befeuert durch Donald Trumps Drohung mit 100-Prozent-Zöllen auf China-Importe, wirkt nach. CoinShares analysiert nüchtern: „Das Anlegervertrauen hat sich noch nicht vollständig erholt.“
XRP und Solana stemmen sich dagegen
Doch es gibt Ausreißer. Während Bitcoin abverkauft wird, flossen XRP-Produkten überraschende 70 Millionen Dollar zu. Ein wesentlicher Treiber war hier der erst Ende November aufgelegte XRP-ETF von Franklin Templeton, der allein 28,6 Millionen Dollar einsammeln konnte. Auch Solana-Fonds verzeichneten ein leichtes Plus von 7,5 Millionen Dollar.
Deutschland ungewohnt antizyklisch
Geografisch zeigt sich ein tiefer Riss. Die USA führten die Verkaufswelle mit massiven Abflüssen von 460 Millionen Dollar an. Auch die Schweiz meldete ein Minus von 14 Millionen Dollar. Ganz anders die Lage in Deutschland: Hiesige Produkte verzeichneten Zuflüsse von 35,7 Millionen Dollar.
Die Bilanz des laufenden Jahres ernüchtert. Zwar liegen die Zuflüsse mit 46,3 Milliarden Dollar auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr, doch das verwaltete Vermögen (AUM) stieg lediglich um zehn Prozent. Bereinigt um die Flows haben viele Durchschnittsanleger unter dem Strich kaum Gewinne erzielt.
Solange die großen US-Adressen im „Risk-off“-Modus verharren, bleibt die Marktbreite fragil – auch wenn XRP kurzfristig glänzen kann. Anleger warten beim Bitcoin daher weiterhin einen Ausbruch über 94.000 Dollar ab.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.
Heute, 09:49