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20.04.2020 Leon Müller

„Selbst die CEOs wissen nicht, wie schlimm es wird“

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Wohin steuern die Unternehmen in der Krise? Professor Baruch Lev beobachtet Märkte und Macher. Seine These: Alle tappen im Dunkeln.

Baruch Lev lehrt Rechnungswesen, Finanzanalyse und Investor Relations in New York. Er ist Buchautor und hat über 120 Forschungsstudien in den führenden Fachzeitschriften für Rechnungswesen, Finanzen und Wirtschaft veröffentlicht.

Professor Baruch Lev ist Philip Bardes Professor of Accounting & Finance an der NYU Stern School of Business.

DER AKTIONÄR: Goldman Sachs musste die Gewinnprognose für 2020 für die Unternehmen des S&P innerhalb von 30 Tagen dreimal senken – um insgesamt 37 Prozent.

Prof. Baruch Lev: Ich bin sicher, dass die Analysten, zumindest diejenigen, die noch arbeiten, wie wir alle im Dunkeln tappen. Selbst in den besten Zeiten sind die Prognosen der Analysten sehr ungenau und manchmal voreingenommen. 

Die Situation heute ist, dass wir mit mehr als dem üblichen Unbekannten konfrontiert sind. Wir stehen jetzt dem Unbekannten gegenüber. Corona und die wirtschaftlichen Auswirkungen sind eine völlig neue Erfahrung, und es ist eine reine Zeitverschwendung, jetzt die Gewinne der Unternehmen für die nächsten zwei bis drei Quartale zu prognostizieren. 

Die Aktienmärkte sind ein Frühindikator für den Geschäftsverlauf. Derzeit erhalten rund 80 Prozent der Analysten keine Prognosen für das zweite Quartal. Ist es daher aktuell nicht ein Fehler, im Blindflug zu investieren und Aktien als billig einzuschätzen? 

Ich denke, dass die Indizes immer noch ein Frühindikator sind. Sie spiegeln den Trend kurzfristig wider. In den letzten Tagen war die Volatilität geringer, weil zumindest in den USA die Hoffnung besteht, dass sich die Situation in ein oder zwei Wochen stabilisieren wird.  

Die Aktienkurse einzelner Unternehmen sind eine andere Sache. Sie basieren auf viel weniger Informationen. Ich bezweifle, dass irgendjemand weiß, ob die Aktien jetzt billig oder teuer oder fair bewertet sind. Der Handel ist jetzt eine echte Spekulation. 

Eine Handvoll Unternehmen warnte ausdrücklich davor, dass ihre Q1-Ergebnisse enttäuschend ausfallen würden. Der Großteil an Unternehmen weigert sich, überhaupt einen Kommentar abzugeben. Werden diejenigen, die in die Offensive gehen, von den Kapitalmärkten bestraft werden? 

Wir alle wissen, dass die nächsten zwei bis drei Quartale der meisten, wenn auch nicht aller Unternehmen – zum Beispiel Amazon – schlecht sein werden. Wie schlimm wird es sein? Ich bin sicher, dass selbst die CEOs das nicht wissen. Was hat es also für einen Sinn, die Anleger darüber zu informieren, dass die Zukunft düster sein wird? Wir alle wissen das. 

Ich würde Investoren nur dann informieren, wenn ich glaube, dass mein Unternehmen in naher Zukunft einigermaßen gut oder nicht besonders schlecht abschneiden wird. Das sind nützliche Informationen. 

Müssen wir uns auf mehr Volatilität, auf weitere Rückgänge der Märkte vorbereiten? 

Ich bin sicher, dass die Volatilität so lange anhalten wird, bis sich die medizinische Situation stabilisiert hat und sowohl Unternehmen als auch kleine Betriebe wieder einen einigermaßen normalen Betrieb aufnehmen. Hoffentlich bald. 

Noch einmal zusammenzufassend: Wissen Manager jetzt mehr über die zukünftige Performance als Investoren?  

Es gibt Branchen wie Fluggesellschaften, Hotels, Öl und Gas, wo ich überrascht sein würde, wenn die Manager mehr als die Investoren wüssten. In anderen Branchen, wie dem Lebensmitteleinzelhandel, den Internet-Dienstleistern oder der Telekommunikation, sind Manager definitiv besser informiert als die Investoren, da diese Branchen in der aktuellen Krise recht gut abschneiden, aber wir wissen nicht, wie gut. Investoren werden definitiv davon profitieren, wenn Manager aus diesen Branchen zumindest einige ihrer internen Informationen mit Außenstehenden teilen.

Dieser Artikel ist in DER AKTIONÄR Nr. 17/2020 erschienen, welches Sie hier als PDF gesamt herunterladen können.

von Leon Müller und Antje Ehrhard

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