Mit einem Plus von fast 100 Prozent gehört die Berentzen-Aktie zu den Top-Performern 2015. Rückenwind erhielt die Aktie von starken Quartalszahlen, einer Kaufempfehlung von Analystenseite sowie einem Aktienrückkaufprogramm im Volumen von bis zu 1,5 Millionen Euro. Die Analysten von Berenberg trauen der Berentzen-Gruppe im kommenden Jahr einen Gewinnsprung auf 0,64 Euro je Aktie zu und sehen den fairen Wert der Aktie bei 10,00 Euro.
DER AKTIONÄR fragte nach bei Berentzen-CEO Frank Schübel.
DER AKTIONÄR: Herr Schübel, Berentzen hat ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von bis zu 1,5 Millionen Euro gestartet. Was hat Sie zu diesem Schritt bewegt?
Frank Schübel: Berentzen ist ein sehr attraktives Investment. 2015 läuft sehr gut. Auch die langfristige Planung verspricht ein anhaltendes Wachstum und eine Stärkung der Ertragslage. Vom Aktienrückkaufprogramm werden unsere Aktionäre damit doppelt profitieren. Ein größerer Teil der zukünftigen Gewinne verbleibt im Unternehmen und der Wert der Anteilsscheine sollte darauf positiv reagieren.
Die Analysten von Berenberg sehen den fairen Wert der Berentzen-Aktie bei 10,00 Euro. Eine realistische Einschätzung aus Ihrer Sicht?
Eine positive Bewertung freut uns natürlich, wobei viel entscheidender ist, dass mittlerweile mehrere Banken auf uns aufmerksam geworden sind, an Research arbeiten und erkennen, welche Substanz im Kerngeschäft und den neuen Aktivitäten liegt. Wir sind selbstbewusst, dass unsere Programme einen intakten Wachstumskurs bestätigen werden.
Seit dem Einstieg von Aurelius im Jahr 2008 hat sich bei Berentzen einiges getan. Was waren aus Ihrer Sicht die bedeutendsten Veränderungen?
Wir haben die Restrukturierung erfolgreich abgeschlossen, die Kosten im Griff und produzieren gefragte Produkte zu weltmarktfähigen Preisen. Wir sind heute ein wachstumsstarker Getränkeproduzent mit einem signifikanten Exportanteil bei Spirituosen. Die Türkei als Tor nach Asien verzeichnete 2014 eine Wachstumsrate von knapp 40 Prozent und ist inzwischen unser drittstärkstes Absatzgebiet. Einen deutlichen Teil und gleichzeitig den ausbaufähigsten unserer Umsätze erwirtschaften wir heute bereits im Megamarkt für natürliche und gesunde Lifestyle-Getränke. Erfolgreiche Zukäufe wie den Systemanbieter CITROCASA für frisch gepresste Orangensäfte oder Eigenentwicklungen wie der neuartige Energydrink Mio Mio Mate werden national wie international für Wachstum sorgen.
Sie sprechen es an, Berentzen hat sich inzwischen auch im Segment für hochwertige Fruchtsäfte und Wellnessgetränke einen Namen gemacht. Verabschieden Sie sich nach und nach vom klassischen Apfelkorn?
Nein. Der legendäre Apfelkorn ist unsere Wurzel. Er steht noch heute für Qualität und guten Geschmack, aber im engeren Sinne nur noch für knapp drei Prozent unserer Umsätze. Ein reiner Spirituosenanbieter ist heute in jedem Land unter gesellschaftlichem Druck, weshalb es sinnvoll ist, eine zweite, nachhaltige Säule auf- bzw. auszubauen. So sind wir schon seit über 50 Jahren im Markt für nicht-alkoholische Getränke aktiv. Der Stellenwert für das Unternehmen hat sich allerdings stark verändert, denn die Zukunft gehört natürlichen und gesunden Lifestyle-Getränken. Der Verbraucher ist auf der Suche nach Alternativen zu traditionellen Softdrink-Marken und diese Nachfrage werden wir befriedigen.
Die Wachstumsdynamik kam zuletzt also in erster Linie aus dem nichtalkoholischen Bereich. Sehen Sie hier noch Steigerungspotenzial?
Mit Sicherheit. Wir stehen erst am Anfang, auch wenn wir heute bereits rund 40 Prozent unseres Umsatzes mit nicht-alkoholischen Getränken erwirtschaften. In den Jahren 2015 und 2016 werden wir mit unserer Tochter CITROCASA für einen kräftigen Wachstumsschub sorgen. Vor allem in Österreich ist der Systemanbieter für frisch gepresste Orangensäfte in den Supermärkten vor Ort bisher sehr erfolgreich. Wir werden dieses Konzept auch in weiteren Kernmärkten wie Deutschland, Frankreich und den USA etablieren. Auch unser innovativer Energy Drink Mio Mio Mate auf natürlicher Basis besitzt ein großes Wachstumspotenzial.
Kommen wir auf das laufende Geschäftsjahr zu sprechen: Ohne schon konkrete Zahlen nennen zu können, wie zufrieden waren Sie mit dem operativen Abschneiden im ersten Halbjahr 2015?
Wir sind im ersten Halbjahr im Plan und unsere Strategie schlägt sich zunehmend in den Zahlen nieder. Ich erwarte, dass dieser gute Trend auch im zweiten Halbjahr anhalten wird, auch wenn sich, wie in einem Konzern üblich, nicht alle Teile gleich gut entwickeln.
Welchen Newsflow dürfen Ihre Aktionäre bis Jahresende erwarten?
Berentzen wird sich in den kommenden Monaten auf seine Expansionsstrategie konzentrieren. Unser internes Wachstumspotenzial ist durch die Erschließung weiterer Länder und Regionen insbesondere bei CITROCASA sehr groß. Zusätzlich sind wir bei interessanten Zukaufoptionen kurzfristig reaktionsfähig. Die Wandlung von Vorzugsaktien in Stammaktien wird zusätzlich für Aufmerksamkeit sorgen und wurde auf der außerordentlichen Hauptversammlung mit einer fast 100-prozentigen Zustimmung auch durch die Vorzugsaktionäre genehmigt. Die deutlich höhere Liquidität in der Berentzen-Aktie wird neue Investoren gewinnen.
Die Dividende von zuletzt 0,19 Euro je Vorzugsaktie entspricht auf aktuellem Niveau einer Rendite von knapp drei Prozent. Wie sieht Ihre Dividendenpolitik nach Zusammenlegung von Stamm- und Vorzugsaktien aus?
Wir haben uns in der Vergangenheit mit einer verlässlichen Dividendenpolitik bewährt und uns dabei stets in einer gesunden Bandbreite bewegt. Auch wenn wir wie gehabt keine konkrete Dividendenpolitik formulieren, wollen wir dem aufgebauten Vertrauen auch nach der Zusammenlegung von Stamm- und Vorzugsaktien weiterhin gerecht werden.
Lassen Sie uns abschließend etwas weiter in die Zukunft blicken: Welche Schlagzeile(n) würden Sie gerne in fünf Jahren über Berentzen lesen?
Berentzen setzt seinen langfristigen Wachstumspfad das sechste Jahr in Folge erfolgreich fort, die Ertragskraft des Unternehmens hat sich dabei noch besser entwickelt als das Umsatzwachstum. Aus einem traditionellen deutschen Spirituosenhersteller ist ein internationaler Getränkekonzern geworden, der über Wachstum insbesondere in modernen, nachhaltigen und frischen Trendsegmenten von Handel und Verbrauchern profitiert. Mit innovativen Produkten und einem guten Instinkt für die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden ist Berentzen wieder eine Referenz für den erfolgreichen deutschen Mittelstand.
Herr Schübel, vielen Dank für das Interview.