Die Marinesparte ist dank der Rüstungsfantasie seit Monaten der Kurstreiber bei Thyssenkrupp. Inzwischen firmiert sie unter TKMS und dürfte noch in diesem Jahr eigenständig an die Börse gehen. Doch vorher könnte der Bund noch einsteigen, die Arbeitnehmervertreter drängen zumindest auf einen entsprechenden Schritt.
Die IG Metall hat jedenfalls gefordert, dass sich der Bund noch vor dem Börsengang an TKMS beteiligt. „Die Frage eines Staatseinstiegs muss in den nächsten Wochen geklärt werden“, sagte Daniel Friedrich, Chef der IG Metall Küste, am Donnerstag zu Reuters. „Wir müssen wissen, wann und wie das passieren wird.“ Vor der Aufsichtsratssitzung von Thyssenkrupp Ende Juni fordert Friedrich eine Entscheidung.
Das Bundeswirtschaftsministerium wollte sich laut Reuters nicht dazu äußern und verwies auf das Verteidigungsministerium. Dieses wiederum gab keine Stellungnahme ab. Laut Friedrich sei eine Staatsbeteiligung aber wichtig, wenn es um mögliche Zusammenschlüsse in der Branche gehe. Sein Blick geht dabei besonders nach Skandinavien. „Ich glaube, dass die Chancen für eine Konsolidierung mit den Nord-Europäern und Kanada größer sind als mit Italien und Frankreich.“
Die Voraussetzungen sind jedenfalls gut: Durch den Rüstungsboom klingeln bei TKMS seit Monaten die Kassen. Im ersten Halbjahr 2024/25 lag der Auftragseingang bei 5,59 Milliarden Euro – nach lediglich 669 Millionen Euro im Vorjahr. Der Auftragsbestand wuchs auf ein Rekordniveau von 16,1 Milliarden Euro an. Bei einem Umsatz von 1,10 Milliarden Euro im ersten Halbjahr lässt das viel Spielraum für Wachstum.
Ein Staatseinstieg bei TKMS wird schon lange diskutiert. In der Rüstungsbranche kann ein solcher Schritt tatsächlich Sinn machen, da auch die Aufträge von den Ländern kommen. Doch so oder so gilt: Mit der Verselbständigung einzelner Sparten dürfte Thyssenkrupp die Bewertung des Gesamtkonzerns heben können. Anleger können darauf setzen, dass die Aktie so bald wieder zweistellig notiert.