Das Zoll-Wettrüsten zwischen den USA und China geht weiter. Derweil zeigt sich die deutsche Rüstungsindustrie von dem Handelskrieg der beiden Großmächte relativ losgelöst. Die Aktien von Rheinmetall, Hensoldt und Renk werden allerdings zwischenzeitlich ebenfalls durchgeschüttelt. Wohin das Auf-und-Ab der Werte führen dürfte.
China hat in Reaktion auf Trumps Zollanhebung auf 145 Prozent heute seinerseits die Zusatzzölle auf US-Waren von 84 auf 125 Prozent erhöht (DER AKTIONÄR berichtete). Außerdem droht China, die USA zu ignorieren, wenn das Land weiterhin zusätzliche Zölle auf chinesische Waren erhebt, die in die USA exportiert werden, verlautete aus dem chinesischen Finanzministerium.
Am deutschen Aktienmarkt reagieren die Anleger mit Verkäufen, der DAX rutscht am Freitagvormittag ins Minus und notiert zeitweise unter 20.300 Punkten. Die Aktien von Rheinmetall halten sich mit einem relativ kleinen Abschlag von 0,9 Prozent im Xetra-Handel wacker, im MDAX geben Hensoldt und Renk mit 1,4 beziehungsweise 1,9 Prozent etwas mehr nach.
Die Rüstungswerte sind von dem eskalierenden Handelsstreit der beiden Großmächte relativ wenig betroffen. Alle drei deutschen Rüstungswerte haben sich von ihrem Einbruch zum Wochenbeginn schneller als andere Branchen wieder erholt.
Dennoch sorgt die geopolitische Entwicklung für heftige Schwankungen. Denn wegen des Handelskriegs könnte es zur Unterbrechung der Lieferkette und Verzögerungen bei der Produktion auch von Rüstungsgütern kommen.
Im Vordergrund steht derweil die Aufrüstung in Europa. Verteidigung ist auch eines der Topthemen im neuen Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung. Die Bundeswehr wird mehr Geld erhalten. Konkrete Finanzierungsziele werden im Koalitionsvertrag nicht genannt, auch nicht, auf wie viel Prozent des Bruttoinlandsprodukts die jährlichen Verteidigungsausgaben künftig steigen werden. Die Koalition will auch das Thema Beschaffung reformieren. Dass im nächsten halben Jahr ein neues "Planungs- und Beschaffungsbeschleunigungsgesetz" kommen soll, war bereits Teil der Sondierungen.
Bei der langwierigen Zertifizierung von neuem Militärgerät sollen künftig unnötige Schritte wegfallen und die Zusammenarbeit von Bundeswehr, Rüstungsindustrie und Forschung bei Technologie wie Drohnen und Künstliche Intelligenz solle vertieft werden. Erwähnt wird im Koalitionsvertrag auch die Ausstattung mit Satelliten, wo gerade deutlich wird, wie groß die Abhängigkeit von den USA ist.
In der Rüstungspolitik wird zudem mehr europäische Zusammenarbeit bei der Ausstattung der Streitkräfte gefordert, etwa durch gemeinsame Bestellungen. Effizienz statt Protektionismus der nationalen Rüstungsindustrien wird seit Jahren von Experten gefordert, scheiterte zuletzt aber meistens an der Realität. Die Koalition bekennt sich nun zu mehr europäischer Zusammenarbeit, auch bei den Regeln über Rüstungsexporte. Wörtlich heißt es im Koaltionsvertrag: "Die europäische Zusammenarbeit in Rüstungsfragen muss dafür sorgen, dass die Ausstattung einfacher und standardisierter wird und Kosten- und Qualitätsvorteile durch gemeinsame Bestellungen entstehen ('Simplification, Standardization und Scale')."
Der von Donald Trump entfachte Zoll-Krieg sorgt für große Unsicherheiten über die künftigen Handelsbeziehungen. Auch Rüstungsaktien können sich den Turbulenzen nicht entziehen, könnten schließlich Unterbrechungen der Lieferkette (bei zugelieferten Teilen) zu Produktionsverzögerungen und Umsatzeinbußen führen.
Doch die Werte halten sich angesichts der hervorragenden mittel- und längerfristigen Zukunftsaussichten vergleichsweise gut. Investierte Anleger sollten sich daher von den Werten nicht trennen, sondern schwächere Tage eher zum Nachkaufen nutzen. Neue Rekordhöhen bleiben im Fokus. Beim 'Halten' müssen allerdings weiterhin erhöhte Schwankungen in Kauf genommen werden.
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11.04.2025, 11:31