Mitten in einer der schwersten Krisen der jüngeren Unternehmensgeschichte steht der Sportwagenbauer Porsche vor einem radikalen Führungswechsel. Vorstandschef Oliver Blume wird seinen Posten räumen, um sich voll auf die Mammutaufgabe an der Spitze des Volkswagen-Konzerns zu konzentrieren. Ein Schritt, der längst überfällig schien.
Die Personalie ist eine direkte Folge der desaströsen Entwicklung bei der VW-Tochter. Insbesondere von Investorenseite wurde die Doppelrolle Blumes seit dem Börsengang scharf kritisiert. Wie soll ein Manager gleichzeitig den riesigen Volkswagen-Konzern sanieren und den in Schieflage geratenen Sportwagenbauer wieder auf Kurs bringen? Die jüngsten Zahlen gaben den Kritikern recht: Porsche schlittert immer tiefer in die Krise, sogar der Abstieg aus dem Leitindex DAX ist keine Utopie mehr.
Im ersten Halbjahr rauschte der Konzernüberschuss um 71 Prozent auf nur noch 718 Millionen Euro in den Keller. Besonders dramatisch gestaltete sich das zweite Quartal: Im reinen Automobilgeschäft brach der operative Gewinn um 91 Prozent ein. Belastungen durch US-Zölle in Höhe von rund 400 Millionen Euro sowie hohe Sonderkosten für den Konzernumbau – vor allem wegen des schwächelnden China-Geschäfts – ließen die Marge schmelzen.
Nachfolgersuche läuft auf Hochtouren
Hinter den Kulissen laufen die Drähte bereits heiß. Wie Insider berichten, laufen bereits intensive Gespräche über die Nachfolge. Am Tisch sitzen neben Blume selbst VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch sowie die einflussreichen Vertreter der Eigentümerfamilien, Wolfgang Porsche und Hans Michel Piëch. Auch der Betriebsrat hat ein entscheidendes Wort mitzureden.
Doch die Suche gestaltet sich schwierig. Die verschiedenen Lager favorisieren unterschiedliche Kandidaten, was den Prozess verzögert. Ursprünglich sollte der Wechsel bereits im September verkündet werden. Insider gehen nun davon aus, dass die Entscheidung im Herbst fällt und bis Anfang 2026 umgesetzt wird.
Blume gesteht Probleme ein
Dass Handlungsbedarf besteht, ist unbestritten. Porsche hat bereits angekündigt, Stellen in der Region Stuttgart zu streichen und ein weiteres Sparprogramm aufzulegen – bittere Nachrichten für den einstigen Vorzeigekonzern. Blume selbst räumte die prekäre Lage unlängst ein: „Wir sind bei weitem nicht dort, wo wir sein wollen – und wo wir bei Porsche hingehören“.
Der bevorstehende Wechsel bedeutet für Anleger Licht und Schatten. Einerseits endet die von vielen ungeliebte Doppelrolle an der Spitze, was für klarere Verhältnisse sorgen könnte. Andererseits stürzt der Abgang des Chefs das Unternehmen in zusätzliche Unsicherheit. Ein Einstieg drängt sich daher derzeit nicht auf.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Porsche AG.
Aktien der Porsche AG befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
27.08.2025, 09:00