Porsche zieht seiner Batterietochter Cellforce den Stecker. Statt eigener Zellproduktion stehen Massenentlassungen und hohe Abschreibungen im Raum. Was bedeutet dieser Schritt für den Sportwagenbauer – und welche Folgen drohen?
Der Stuttgarter Autobauer Porsche plant einen drastischen Schnitt bei seiner Tochter Cellforce. Laut eines Spiegel-Berichts sollen rund zweihundert der insgesamt 286 Arbeitsplätze in Kirchentellinsfurt gestrichen werden. Die Arbeitsagentur Reutlingen wurde bereits über eine Massenentlassung informiert. Eine kleine Forschungseinheit könnte bestehen bleiben, bestätigt ist dies jedoch nicht. Porsche selbst äußerte sich bislang nicht.
Cellforce wurde 2021 als Gemeinschaftsprojekt mit Customcells gegründet und später komplett von Porsche übernommen. Ziel war die Entwicklung leistungsstarker Lithium-Ionen-Zellen für den Motorsport und Kleinserien. Unterstützt von BASF und Group14, sowie gefördert mit rund sechzig Millionen Euro Landesmitteln, sollte die Fabrik bis zu eintausend Fahrzeuge jährlich versorgen. Trotz hoher Investitionen – ein Milliardenbetrag seitens Volkswagen sowie Sonderabschreibungen von rund zweihundertfünfundneunzig Millionen Euro – kam es jedoch nie zur serienreifen Produktion.
Kurz- und mittelfristige Folgen
Die Schlagzeile erzeugt zwar Nachrichtendruck, doch die Abkehr vom eigenständigen Ausbau war bereits Ende April kommuniziert worden. Zudem sind Sonderaufwendungen von 1,3 Milliarden Euro in der Prognose berücksichtigt, sodass der unmittelbare Effekt begrenzt bleiben dürfte. Mittelfristig könnte Porsche profitieren: Der Ausstieg reduziert den Kapitalbedarf, verringert Ausführungsrisiken und stabilisiert Margen sowie Free-Cash-Flow.
Dennoch bestehen Gefahren. Porsche verliert potenzielle Technologie im Premiumsegment und wird stärker von Zulieferern abhängig. Hinzu kommen mögliche Rückforderungen öffentlicher Fördergelder und zusätzliche Sozial- oder Restrukturierungskosten, die über die bisher einkalkulierten Belastungen hinausgehen könnten. Entscheidend bleibt daher, wie Porsche den Ausstieg konkret ausgestaltet und ob sich Abnehmer für die Technologie oder Anlagen finden lassen.
Die Nachricht rund um Cellforce kommt nicht allzu überraschend, die Reaktion am Markt fällt daher verhalten aus. Am Mittwochnachmittag verliert die Aktie rund 1,2 Prozent. Die Entscheidung ergibt Sinn, da der Autobauer aufgrund wegbrechender Gewinne sparen muss. Ein Einstieg drängt sich in der aktuellen Phase jedoch nicht auf.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG Vorzüge.
20.08.2025, 16:05