Palantir Technologies hat erneut beeindruckende Quartalszahlen vorgelegt – und dabei nicht nur Umsatz und Prognose kräftig gesteigert, sondern auch die eigene Rolle in der KI-Revolution offensiv neu definiert. CEO Alex Karp präsentiert im Aktionärsbrief zum zweiten Quartal dementsprechend seine Ansichten einmal mehr mit ganz breiter Brust.
Der Umsatz im Q2 stieg um satte 48 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf über 1 Milliarde Dollar. Allein das US-Geschäft im privaten Sektor – für Palantir strategisch besonders bedeutsam – legte um 93 Prozent zu!
Die Wachstumsdynamik ist so hoch, dass Palantir laut Karp inzwischen nach der vielzitierten „Rule of 40“ (Summe aus Wachstum und operativer Marge sollte mindestens 40 Prozent betragen) auf einen Wert von 94 Prozent kommt. Karp verweist auf Investitionen, die zunächst belächelt wurden, nun aber Früchte tragen. Der Markt beginne gerade erst, das Ausmaß zu realisieren.
Aufstieg mit Ontologie und KI
Im Zentrum steht Palantirs Fähigkeit, Sprachmodelle mit realweltlichen Objekten und Beziehungen zu verknüpfen. Karp verweist auf die zunehmende Verschmelzung von KI, Chips und realweltlicher Ontologie – ein zentrales Konzept in Palantirs Softwarearchitektur, das Beziehungen zwischen Objekten abbildet und KI-Anwendungen im Alltag nutzbar macht. Begriffe wie Ontologie, Foundry, Forward Deployed Engineers oder das Maven Smart System seien längst Teil der Realität – Entwicklungen, die laut Karp „den Lauf der Geschichte verändert haben“.
Karp betont also erneut nicht nur die wirtschaftlichen Erfolge, sondern auch den Anspruch, Gesellschaft und Märkte aktiv zu prägen: „Wir stehen immer noch ganz am Anfang einer viel größeren und – unserer Überzeugung nach – sogar bedeutenderen Entwicklung.“
Karp wird wieder grundsätzlich
Auch auf kultureller Ebene bezieht der Palantir-Chef Stellung. Er warnt vor einer Gesellschaft, in der alles gleich gültig erscheint, aber nichts mehr wirklich zählt. Erfolg entstehe nicht aus Konformität, sondern durch Werte, Haltung und Reibung. Gerade in den USA sei die kulturelle Grundlage entscheidend für unternehmerischen Fortschritt – eine klare Spitze gegen allzu „administrative Verwalter“, denen es an Substanz mangele.
Zum Schluss zitiert Karp diesmal immerhin nicht Nixon (siehe weiterführende Beiträge am Artikelende), sondern bezieht sich auf den christlichen Autor C. S. Lewis und dessen „The Abolition of Man“. Offenbar als Abgrenzung gegenüber einer „wertneutralen“, zu weichgespülten Gesellschaft.
Karp inszeniert sich mit Palantir weiterhin als standhafte, werteorientierte Kraft im politischen und technologischen Raum. Das ist im Kern zugleich wahr (Palantir bekennt sich quasi seit seiner Gründung explizit zur Verteidigung der USA und des Westens und leistet diesbezüglich unbestreitbar Beiträge) und ironisch (während sich Karp auf moralphilosophische Warnungen beruft und für eine starke, wertebasierte US-Kultur eintritt, arbeitet Palantir gleichzeitig eng mit einer Administration zusammen, die selbst viele klassische konservative Werte – im ethischen, rechtsstaatlichen oder internationalen Sinne – regelmäßig unterläuft und für Empathielosigkeit, Faktenverachtung und institutionelle Erosion steht). Ein gewisses Anbiedern an Trump ist aus Anlegersicht aber durchaus zu begrüßen, weil es zum aktuellen Geschäftserfolg beiträgt. Dass Palantir mit seinen Produkten bereits den Lauf der Geschichte verändert, ist unbestritten. In der Ukraine hilft das Unternehmen bei der Zielerfassung. Ohnehin stärkt Palantir das US-Militär und Geheimdienste, soll früher sogar an der erfolgreichen Jagd auf Osama bin Laden beteiligt gewesen sein. In den jüngsten Quartalen hat Palantir eine deutliche Wachstumsbeschleunigung erfahren, weil das Unternehmen den KI-Boom sehr erfolgreich reitet und Kunden mit seinen Produkten ganz offensichtlich konkreten Mehrwert bieten kann. DER AKTIONÄR hat die Aktie in der letzten nennenswerten Korrektur erneut empfohlen. Zwischenergebnis: mehr als 50 Prozent Kursplus in dreieinhalb Monaten. Mehr zur Palantir-Aktie im aktuellen Heft (Ausgabe 33/2025) und am Wochenende in einem Plus-Artikel für Heft- und Online-Abonnenten.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Palantir Technologies Inc..
08.08.2025, 15:19