DER AKTIONÄR – Unsere App
23.09.2025, 16:00
„Zurück in die Zukunft“ lässt grüßen: KI- und Trendexperte Florian Söllner spürt bereits seit 10 Jahren mit seinem Hot Stock Report die Aktien von morgen auf – und das äußerst erfolgreich. Nvidia war ein früher Volltreffer. Im Interview zieht er Bilanz und spricht über kommende Jahrhundertchancen.
DER AKTIONÄR: Florian, zehn Jahre Depot 2030 – haben sich die ersten grauen Haare gelohnt?
Ja, mit Freude am Neuen und der Zukunft gab es ein Happy End. Auch künftig wird die Welt besser: Im Jahr 2040 haben uns KI-Maschinen nicht versklavt und auf den Mond geschossen – sondern sie sorgen für enorme Produktivitätsgewinne und mehr Wohlstand – und vielleicht bringen uns humanoide Roboter auf Wunsch ein kühles Bier an den Pool.
Bisher sind Recherche und die Suche nach Investments noch menschliches „Handwerk“. Nvidia steht heute bei 151 Euro – und du hast den Lesern im Jahr 2015 zu 0,52 Euro zum Einstieg geraten. Wie konntest du das vorhersehen?
Gar nicht – zumindest nicht in dieser Dimension. Doch nur wer mitspielt, kann gewinnen. Schon damals haben wir uns mit KI-Erfindern wie Prof. Hochreiter über das Wesen der künstlichen Intelligenz ausgetauscht und waren vom Elan des Nvidia-CEOs fasziniert. ChatGPT hat dann alles verändert – und Tausende Nvidia-Mitarbeiter und viele Investoren zu Millionären gemacht.
Sind die KI-Aktien nun heiß gelaufen – ist es ratsam in andere Trends zu wechseln?
Gestern sagte mir eben jener Prof. Hochreiter: Mega-Investments in große KI-GPUs könnten bald ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen. Doch es gibt auch im Bereich KI neue Konzepte und Chancen.
Punktlandung: Dank Nvidia, Palantir, Bloom Energy oder Siemens Energy hat das Depot 2030 passend zum 10-Jahres-Jubiläum einen neuen Rekord erreicht. Zeit, wie Vorbild Buffett in die Rente zu gehen? Was motiviert dich noch?
Natürlich machen wir weiter. Bücher der Altmeister wie Lynch, Buffett oder Livermore haben mich infiziert – die Kunst der Börse zu verstehen und zu leben, ist spannend wie am ersten Tag – auch wegen Trends und Technologien wie KI, Drohnen, Games und E-Autos. Uns motiviert auch Feedback: Ein Leser hat sich für die Vervielfachung von Nvidia bedankt.
Du hast gerade humanoide Roboter auf der Automatica besucht und warst vor wenigen Tagen Selbstfahr-Autos auf der IAA testen. Welches Auto hat dich am meisten begeistert?
Liebling ist der Renner unserer Depot-2030-Firma Xiaomi. Richtig gut sind die Werte der neuen Klasse von BMW und stark, dass sich der BMW-CFO Zeit für einige kritische Fragen von mir nahm. Etwa: Wieso kam ein mutiger E-Auto-Konter so spät? Überzeugt hat mich auch das spontane Gespräch mit der Depot-2030-Firma Hesai am Stand – den Lieferanten von Lidar für Xiaomi und Baidu. Doch Herzensauto auf der Messe war ein Oldtimer: Der Zurück-in-die-Zukunft-DeLorean.
Flug damit zurück ins Jahr 2015: Was würdest du anders machen?
Nvidia haben wir wie dem Bitcoin seit zehn Jahren die Treue gehalten. Solche Jahrhundertaufstiege wie bei Nvidia sind „millionenfach härter“ als gedacht, wie Jensen Huang feststellt. Die Volatilität ist enorm. Doch es lohnt sich, dabeizubleiben. Invest-Bäume können in den Himmel wachsen. Konkret haben wir die letzten zehn Jahre gelernt: Bei gewaltigen Revolutionen wie ChatGPT oder Umwälzungen wie dem Krieg in Europa sollte man Titel wie Nvidia noch höher gewichten und vertrauen.
Welche Trades gingen schief?
Grundsätzlich hätten wir uns einige Wetten auf die „nächste Nvidia“ sparen können – da wir ja das Original hatten. Überschätzt hatte ich zeitweilig die Chancen im Bereich Solar und Wasserstoff – in Verantwortung für die Leser haben wir aber relativ frühzeitig solche Invests beendet und getauscht in Player wie Axon oder Siemens Energy.
Das Depot 2030 hat seit 2015 eine bessere Performance in zehn Jahren als Cathie Woods ARK und Buffett/Berkshire. Wie ist das gelungen?
Zur Fairness: Buffett spielt mit anderen Regeln: Er kann etwa nicht in unbekannte deutsche Nebenwerte investieren, da sein Volumen zu groß ist. Unser Grundsatz ist: Contraire zu agieren, gerne sehr früh und mutig in Trends einsteigen, auf die Gefahr hin, dass man sich korrigieren oder Geduld mitbringen muss. Denn nur wenn man etwas anders sieht und macht als die Masse, sind außergewöhnliche Ergebnisse möglich. Simpel, aber wichtig: Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen. Und neugierig bleiben: Mit Firmen, Managern, Wissenschaftlern und Genies sprechen hilft – etwa 2024 frühzeitig auf Hot Stocks aus dem Quantenspace hinzuweisen oder nach unserem Besuch in China dem Highflyer Xiaomi die Treue zu halten.
Welche Jahrhundertchancen siehst du in den kommenden Jahren an der Börse?
Selbst klassische Firmen wie Versicherungen werden immense Kosteneinsparungen durch KI-Agenten erzielen. Plattform-Player Uber ist im Begriff, mit Partnern wie Waymo und VW den Robo-Taxi-Markt zu erobern – mit einer möglichen Umsatzvervielfachung bis 2040. Und ganz klar Gaming: Dank Humanoider und KI haben Menschen mehr Zeit für digitale Welten, die immer besser werden – und mit der alten Realität verschwimmen. Zudem entbrennt ein Kampf um den Space –mit Gewinnern wie Rocket Lab und Spezialisten für Satelliten und Drohnen-Abwehr.
Und zum Schluss: Was wünschst du dir persönlich für die nächsten zehn Jahre – für deine Leser und für dich selbst?
Ich wünsche mir, dass weiterhin jeder Tag neue Technologien, Überraschungen und wertvolle Begegnungen bringt. Und vielleicht stimmt zum Schluss auch wieder das Performance-Ergebnis für unsere Leser. Und dass uns Altmeister wie Buffett dank Hilfe der KI noch weitere zehn Jahre begleiten.
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