Aller Anfang ist schwer an der Börse – das gilt sowohl für Profis als auch für Amateure. Exklusiv für den AKTIONÄR erinnert sich Klaus Kaldemorgen, Top-Fondsmanager bei der DWS, an seine erste Aktie.
„Nach meinem Studium fing ich Anfang der 1980er-Jahre bei einer eher unbekannten Firma an, der Deutschen Gesellschaft für Wertpapiersparen, später bekannt unter dem Kürzel DWS. Ich wurde Assistent im Portfoliomanagement und lernte das Geschäft von der Pike auf. Eines Tages, der Dow Jones hatte gerade die 1.000er-Marke überschritten, rief mich mein Chef zu sich und bat mich, einmal den Hoppenstedt-Chart nach vielversprechenden Aktien zu durchforsten. Doch statt auf die ersten Globalisierungsgewinner wie Coca-Cola zu setzen, entschieden wir uns für eher klassische Öl- und Rohstoffwerte.
Mein erstes eigenes Geld investierte ich damals in zehn Aktien einer südafrikanischen Goldmine, „Driefontein“, ich glaube, der Gegenwert betrug etwa 500 D-Mark. Die Fehler, die ich bei dieser Investition gemacht habe, sind mir noch heute eine Lehre. Erstens habe ich meine Risikotoleranz überschätzt. Nachdem ich etwa zehn Prozent meiner Investition eingebüßt hatte, konnte ich den Verlust nicht mehr ertragen und verkaufte.
Zweitens habe ich die Geduld nicht aufgebracht, der Anlage längerfristig eine Chance zu geben. Ein Jahr später hatte sich die Aktie nahezu verdoppelt. Hätte ich damals eher auf den sich abzeichnenden Trend der Globalisierung gesetzt und Coca-Cola gekauft, hätte ich zehn Jahre später das Fünfzehnfache meines Einstandes erzielt. Bis heute wären aus 500 D-Mark mehr als 25.000 Euro ohne Dividenden geworden.“