Die durch Nexperia losgetretene Chipkrise zieht wohl erste Folgen nach sich: Bei Volkswagen dürften bald mehrere Bänder ruhen – auch am Stammsitz in Wolfsburg. Doch wie konnte es so weit kommen? Warum ist das Land Niedersachsen als Großaktionär mit zwei Sitzen im Aufsichtsrat nicht längst tätig geworden?
Der niederländische Chiphersteller Nexperia kann infolge eines politischen Konflikts zwischen China und den Niederlanden aktuell keine Halbleiter mehr aus der Volksrepublik exportieren. Da VW in zahlreichen Steuergeräten auf Nexperia-Komponenten angewiesen ist, drohen in mehreren Werken Produktionsunterbrechungen. Nach aktuellem Stand soll die Fertigung des Golfs in Wolfsburg bereits in der kommenden Woche ausgesetzt werden, weitere Modelle wie der Tiguan könnten folgen. Auch am Standort Zwickau wird über Kurzarbeit gesprochen – weitere Werke könnten folgen. Doch was macht Niedersachsen? Nicht viel, wie es aussieht.
Niedersachsen ist nicht irgendein Bundesland. Über zwanzig Prozent der Volkswagen-Aktien liegen in der Hand des Landes, Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) sitzen im Aufsichtsrat.
Volkswagen ist zudem ein zentraler Pfeiler für Niedersachsens Wirtschaft: Rund fünf Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes hängen direkt oder indirekt durch Zulieferer am Autobauer, drei Prozent aller Erwerbstätigen stehen bei VW auf der Gehaltsliste. Wenn hier die Produktion stockt, zittert die gesamte niedersächsische Wirtschaft.
Doch anstatt zu handeln, duckt sich die Landesregierung weg. Kein Vorstoß, keine erkennbare Initiative – weder in Richtung Peking noch gegenüber Nexperia. Warum sucht niemand das direkte Gespräch mit Nexperia oder den chinesischen Eigentümern? Warum werden keine diplomatischen Kanäle genutzt, um die Versorgung mit Chips zu sichern?
Niedersachsen als Großaktionär bringt sicherlich auch Vorteile für den Volkswagen-Konzern. Bei wichtigen Entscheidungen kann die Politik aufgrund anderer Interessensperspektiven allerdings bremsen. Ein Grund – aber nicht der einzige, warum Anleger bei VW an der Seitenlinie bleiben sollten.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..
23.10.2025, 15:35